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das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Samuel Beckett
  2/8
bühne
Samuel Beckett

Le soleil brillait, n’ayant pas d’alternative, sur le rien de neuf.
Die Sonne scheinte, da sie keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues.
Aus Samuel Becketts frühem Roman «Murphy» ,1938

 

Esse est principi.
Existieren heisst, wahrgenommen werden.

George Berkeley (1685-1753), irischer Philosoph

 

 

Samuel Beckett (1906 bis 1989) ist in erster Linie für seine Theaterstücke und literarischen Werke bekannt, weniger für sein filmisches Schaffen. Doch der Autor von «Warten auf Godot» hat sich früh für das Kino interessiert. 1936, nachdem sein Roman «Murphy» von 40 Verlagen abgewiesen worden war (der 1938 dann doch noch erschien) versuchte sich Beckett an neuen künstlerischen Audrucksformen zu orientieren. Er schrieb an Eisenstein für ein mögliches Praktikum am Nationalen Filminstitut in Moskau. Der Brief allerdings blieb unbeantwortet.

1963, als Schriftsteller inzwischen bestätigt, schrieb Beckett das Drehbuch zum Film «Film» und vertraute die Regie Alan Schneider an, der ein Jahr später den Stummfilm mit Buster Keaton in der Hauptrolle – es war Keatons letzter Auftritt vor der Kamera – in New York realisierte. Der Plot des Films, der 1965 am New York Film Festival gezeigt wurde, gründet auf dem Ausspruch des irischen Philosophen George Berkeley: «esse est percipi» (sein, heisst wahrgenommen werden). Gibt es eine Möglichkeit der Wahrnehmung zu entfliehen? Oder anders gefragt: wann beginnt die Welt um uns herum zu sprechen, sich mitzuteilen? Obwohl sich etwas abspielt, ein Anfang und ein Ende hat, wird keine Geschichte erzählt, ganz nach der Art der ästhetischen Avantgarde. Beckett komponierte die Räume im Film wie ein serielles Gemälde.