Mark Wallinger, «State Britain»

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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Mark Wallinger
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kunst
Mark Wallinger

Der schwarze Streifen auf dem Boden von Tate Britain kommt unter einem Gestell mit Geschenkpapier im Tate Shop hervor und verschwindet auf der anderen Seite des Raumes unter den Malutensilien. Dann durchquert er den Saal mit der TE Lawrence-Büste, führt unter Jacob Kramer’s «Juden beim Gebet» hindurch, an Jacob Epsteins «Jacob und der Engel» und der ersten englischen Übersetzung des Koran vorbei – und halbiert en passant «State Britain», die Installation von Mark Wallinger, welche neuerdings die zentrale Duveen Gallery von Tate Britain dominiert (so heisst das Stammhaus der Tate Gallery seit der Eröffnung von Tate Modern). Wallinger hat den schwarzen Streifen selber aufgeklebt. Er markiert die genaue Distanz von einem Kilometer zum Parliament Square und versieht eine eh schon pointierte Installation mit einer weiteren, beunruhigenden Pointe: Nämlich liegt die Hälfte der Installation innerhalb des Kreises und ist damit eigentlich illegal. Seit knapp zwei Jahren ist es nicht mehr erlaubt, im Umkreis von einem Kilometer von den Houses of Parliament eine Protestaktion durchzuführen, für die man keine Bewilligung eingeholt hat – wobei man sich ausrechnen kann, wie gross die Chancen sind, eine solche Bewilligung tatsächlich zu erhalten. Was nun Wallinger in den hehren Museumshallen errichtet hat, ist eine detailgetreue Kopie der Protest-Installation, die zur Einführung des Gesetzes führte. Bei dieser handelt es sich um ein sich über vierzig Meter hinstreckendes Sammelsurium von deutlichen Protestslogans («Stop Killing Our Kids»), unmissverständlichen Sprüchen («Blair War Criminal», sic), auffallenden Statistiken (700 Stunden habe das Parlament über die Fuchsjagd debattiert, 7