Nun sitzt er also da, keinen halben Meter entfernt: Robert De Niro. Als cineastischer Enthusiast möchte man als Erstes von sich geben: «Sie sind der Grösste.» Doch man tut es nicht. Weil dies zu einer peinlichen Stille führen würde. Weil De Niro abwinken würde, weil er nicht Thema sein will. Travis Bickle, sein Charakter aus «Taxi Driver» würde wohl abweisend rufen: «Are you talking to me?» Und mit Travis Bickle will man privat nichts zu tun haben. Also lassen wir das.
Die Hände im Schoss verschränkt, als würde er beten. Der Blick ausweichend und stets nur kurz sein Gegenüber fixierend, windet er sich. Interviews sind ihm ein Greuel. Was zählt ist die Arbeit, und die lässt sich im Kino ansehen. De Niro will nichts weiter sein, als die Summe des Gespielten. Das wahre Ich tut nichts zur Sache. Seiner Meinung nach ist er als Mensch für Aussenstehende völlig irrelevant. Und eigentlich hat er recht, auch wenn es in einer Zeit, da das Private in den Medien zum Hauptinhalt verkommen ist, zu einer schmerzhaften Einsicht wird.
In seiner zweiten Regiearbeit «The Good Shepherd» hat er nun sein Interesse an der Welt der Geheimdienste verfilmt. Und wenn man um die obenstehenden Umstände weiss, dann lässt sich selbst mit ihm ein Gespräch führen. Auch wenn man letztlich den wichtigsten Satz für sich behält: «Mister De Niro, Sie sind der Grösste.»
Was hat Sie am Thema CIA gereizt?
Robert De Niro: Spionagegeschichten haben mich immer schon interessiert. Nicht nur weil sich dieses Feld hervorragend filmisch umsetzen lässt. Bereits als Junge haben mich das Rätselhafte und Hintergründige daran fasziniert, ich wuchs ja in der Zeit des Kalten Krieges auf. Als ich dann das Drehbuch zu «The Good Shepherd» in die Hand bekam, wusste ich, diese Geschichte will ich verfilmen. Die Idee des Autors Eric Roth, die Gründung der CIA zu beleuchten sowie die Art wie er diese Geschichte konstruierte, haben mich gepackt.