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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Ex-CIA-Agent Milton Bearden
  7/7
dossier: The Good Shepherd
Ex-CIA-Agent Milton Bearden

Hat sich ihre Einstellung zur Moral geändert während Ihrer Dienstzeit?
Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. In gewissem Sinne hat sich meine Einstellung noch verstärkt. Man geht seiner Arbeit nach und denkt nicht darüber nach. Ich konnte mir als Agent keinen schlechten Tag erlauben. Als ich in Moskau stationiert war, gab es sehr viele Menschen, die uns Informationen zutrugen und dabei ihr Leben riskierten. Ich hatte die Verantwortung über diese Menschen, da kann man sich keinen schlechten Tag erlauben oder über den Sinn und Unsinn der Aktion sinnieren. Der Unterschied zum Film ist, dass man in der Realität die Szene nicht wiederholen kann. Man kann sich keinen Fehler erlauben. Die Moral bestand darin, dass man die Mitarbeiter beschützte und sie nicht fahrlässig der Gefahr aussetzte.

Die CIA und der KGB scheinen sich doch in vielem sehr ähnlich gewesen zu sein.
Es ist wie im American Football. Zwei Mannschaften, die das gleiche Spiel spielen. Der eine hat den Ball und rennt, der andere versucht ihn aufzuhalten und rennt dann mit dem Ball in die andere Richtung.

In «The Good Shepherd» sieht man, dass es unmöglich ist, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Wie war dies bei Ihnen?
Das ist die meist gestellte Frage an mich. Meine Antwort darauf lautet: Ich gebe Ihnen die Telefonnummer meiner Ex-Frau nicht, um die Details kennen zu lernen.

Die Paranoia von Edward Wilson im Film, wurden Sie mit der Zeit davon auch heimgesucht?
Als ich in die CIA eintrat, versuchte man gerade sich von dieser «sick period» - wie man sie in Washington nannte – zu verabschieden. In meiner Zeit war das Gegenteil der Fall, man vertraute den anderen fast zuviel, was letztlich auch zu all den Affären führte, in denen Spione innerhalb der USA aufflogen.

Und was sagen Sie dazu, dass im Vorfeld des Irak-Krieges das Weisse Haus mit Valerie Blame eine CIA-Agentin auffliegen liess, um sich gewissermassen an ihrem Mann, dem Bush-Kritiker und Ex-Diplomaten Joseph Wilson zu rächen?
Sie können sich glücklich schätzen, dass ich mich über dieses Weisse Haus jetzt nicht auslasse. Dafür ist das Leben zu kurz.

Bücher von Milton Bearden:
Milton Bearden und James Risen: «Der Hauptfeind – CIA und KGB in den letzten Tagen des Kalten Krieges» (Siedler Verlag München)
Milton Bearden: «The Black Tulip». Roman. (Random House New York)



Links:
CIA – Official Website»
CIA – The World Factbook»
CIA – Electronic Reading Room»
The National Security Archive»