Erst durch diesen zweiten Film vollendet sich das Bild des Krieges. Die japanischen Soldaten – von der Heeresführung in Tokio schmählich im Stich gelassen – graben im Vorfeld der Schlacht ein widerstandsfähiges Tunnelsystem in die Inselberge, um dem übermächtigen Feind überhaupt trotzen zu können. Kuribayashi kennt zudem seinen Gegner, er verbrachte lange Jahre in den USA, ein Vorteil, den die Gegenseite nicht für sich beanspruchen kann. «Letters From Iwo Jima» beschreibt in packenden Bildern den Zustand von Menschen, denen das Versteck zur Falle wird. Und er erzählt die Geschichte hinter jenen Menschen. Ihre Ängste und Sorgen, ihre Beweggründe und ihre Abneigung gegen diesen Konflikt. Zu Beginn des Filmes sagt ein Soldat: «Von mir aus können die Amis diese Insel haben. Und wir gehen nach Hause.» Worauf er mit Stockschlägen traktiert wird. Ein ehrenhafter Tod wird der Niederlage vorgezogen. Viele Japaner auf Iwo Jima haben sich selber gerichtet. Und jene, die sich ergeben wollten, wurden als Verräter betrachtet und werden bis heute totgeschwiegen. Japan tut sich schwer mit der Vergangenheitsbewältigung. «Letters from Iwo Jima» ist deshalb nicht nur aus westlicher Sicht ein bemerkenswerter Film. Einem japanischen Regisseur wäre es unmöglich gewesen, diese Thematik in einem Film anzusprechen.
Rudolf Amstutz