Literatur ist die Kunst, Aussergewöhnliches an gewöhnlichen Menschen zu entdecken und darüber mit gewöhnlichen Worten Aussergewöhnliches zu sagen.
Boris Pasternak
So erzählt er etwa die Geschichte, als ihm der Autor Graham Greene seine ihm gewidmete Pariser Originalausgabe von Vladimir Nabokovs «Lolita» anbot. Gekoski kaufte sie Greene bei einem Treffen in London für 4000 Pfund ab. Am nächsten Tag stand die Frau von Bernie Taupin, der Elton Johns Songtexter ist, vor seiner Türe, um für ihren Ehemann ein besonderes Geburtstagsgeschenk zu erwerben. Gekoski wusste um die Vorliebe Taupins nicht nur für Nabokov, sondern auch für Greene und verkaufte ihr das Buch für 9000 Pfund weiter. Rick Gekoski hatte also nur «Eine Nacht mit Lolita» (Buchtitel) verbracht.
In der Folge erfahren wir in weiteren Geschichten mehr darüber, mit welchen Gewissensbissen er sich bisweilen herumschlug, wenn er sich wieder von einer Rarität trennen musste. Aber es sind natürlich nicht nur die persönlichen Erfahrungen, die dieses Buch zu einem Lesevergnügen machen. Die historischen Ereignisse rund um das Erscheinen einiger Kolosse der Weltliteratur sind zwar nicht neu, aber immer wieder erstaunlich zu lesen. «Ulysses» von James Joyce – für Gekoski ohne Konkurrenz das grösste Buch des 20. Jahrhunderts – kam in den USA nur nach einem beachtlichen Richterspruch auf den Markt. Das Gericht musste sich 1933 mit dem Vorwurf der Obszönität auseinandersetzen. Und befand: «Obgleich viele Stellen dieses Buches beim Leser einen gewissen Ekel hervorrufen, neigt das Buch nirgendwo dazu, ein Aphrodisiakum zu sein.» Gekoski sieht ihn diesem richterlichen Urteil der Grund, weshalb in den USA bis heute auf den Fernsehkanälen Brutalität zwar gezeigt werden kann, aber jeglicher Anflug von Sexualität vermieden wird.