Und wieder bedrängt ihn seine Mutter: «Wann schreibst denn Du mal sowas?». Thomas Glavinic hat’s nicht leicht. Oder zumindest der Ich-Erzähler namens Thomas Glavinic in Thomas Glavinics neuem Roman «Das bin doch ich». Der Grund für die Sorgen der Mutter ist der Erfolg von Daniel Kehlmanns Roman «Die Vermessung der Welt». Daniel ist der beste Freund von Thomas und sein liebstes Hobby ist das Senden der aktuellen Verkaufszahlen seines Bestsellers via SMS. Thomas dagegen hat soeben «Die Arbeit der Nacht» beendet. Das Manuskript liegt nun beim Hanser Verlag – dass der Roman letztlich eben dort erscheinen und für ein grosses Echo sorgen wird, weiss der Erzähler allerdings noch nicht. So wird der Hypochonder von Hodenkrebs-Ängsten getrieben und vegetiert in den literarischen Zirkeln Wiens, versandet in Bars und suhlt sich in Selbstzweifeln und immer dann piepst auch wieder sein Handy mit den Botschaften Daniels: «Bin auf 70’000!». Oder: «Bin in Berlin. Die Bundeskanzlerin will mich kennenlernen.»
«Das bin doch ich» ist kein Roman über den Literaturbetrieb, für den man ihn anfänglich halten könnte. Davon gibt es schon genug. Satiren über den eitlen Zirkus rund ums geschriebene Wort haben meist den Nachteil, dass sich hinter den beschriebenen Personen meist nur die Betroffenen wiedererkennen. Nicht so bei Glavinic. Da geht es in erster Linie einmal um ihn selbst. Me, Myself & I würde der Engländer dies formulieren. Für einen, der verheiratet ist (mit einer wahrhaft geduldigen und genügsamen Frau), einen Sohn hat und sieben Tausend Euro Schulden bei der Bank, geht er ganz schön deftig durch den Alltag.