Karren, Staatliche Eisenbahn, Paris, 1910

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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Eugène Atget
  4/10
kunst
Eugène Atget

Atget fotografierte Strassenhändler als Inbegriff der Altstadt und die Läden, die die räumliche Anordnung der Stadt vor Haussmann verdeutlichten. Hinzu kamen architektonische Zierelemente wie Türen, Türklopfer, Treppengeländer und Balkone, Ornamente und Ladenschilder. Die zahlreichen Innenhöfe, denen Atget Aufmerksamkeit schenkte, stellen eine wahre Dokumentation traditioneller Architektur dar. Ein weiteres Thema im Zusammenhang der Erfassung des alten Paris ist die Dokumentation über die Pariser Verkehrs- und Transportmittel. Dabei galt sein Interesse fast ausschliesslich den Pferdefuhrwerken. Auf dieselbe Weise wie sich Atget für die schwindenden Gewerbe interessierte, dokumentierte er die Bewohner der Grenzbezirke zu einem Zeitpunkt, als die Stadtmauern kurz vor dem Abriss standen. Die Aufnahmen von Intérieurs – die Innenarchitektur von Privatwohnungen – und Extérieurs – Parks, Gärten und das urbane Brachland – ergänzen die Dokumentation und zeugen vom Ehrgeiz, der Atget 1920 befriedigt sagen liess: «Ich besitze nun das gesamte alte Paris». (So in einem Brief an Paul Léon, den Direktor der Ecole des Beaux-Arts, vom 12. November 1920).

Aus allen diesen Bildern spricht die präzise Beobachtungsgabe. Die Arbeit mit der schweren Plattenkamera auf dem Holzstativ erforderte Sorgfalt und Sinn für Proportion. Seine Bildmotive stellte Atget unter dem schwarzen Tuch auf der Mattscheibe scharf, wo sich das Bild seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend zeigte. Rund 20 Kilogramm müssen es gewesen sein, die Atget auf seinen fotografischen Beutezügen jeweils mitschleppte. Von den Glasplatten im Format 18x24 Zentimeter mal abgesehen.