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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#«Sicko» von Michael Moore
  4/6
film
«Sicko» von Michael Moore

Mutter, die mit ihrem Säugling, der urplötzlich hohes Fieber hat, ins nächstgelegene Krankenhaus fährt, wo ihr die Hilfe verweigert wird (das Krankenhaus hatte keinen Vertrag mit ihrer Versicherung). Das Kind stirbt kurz darauf. Einer anderen jungen Frau wurde Krebs diagnostiziert und gleichzeitig mitgeteilt, dass die Versicherung die Behandlung nicht abdecke, sie gewährleiste keine Heilung. Darauf suchte sich die Patientin im gleich gegenüber dem Fluss gelegenen Kanada einen Scheinehepartner und kam in den Genuss der allgemeinen Krankenversicherung und lebt heute krebsfrei, gesund und glücklich. Der Film erzählt auch von einem älteren Ehepaar, das Zeit ihres Lebens versichert war. Als sie krebskrank wird und er einen Herzinfarkt erleidet, verlieren sie ihr gesamtes Vermögen und ihr Eigenheim.

In keinem anderen Land dieser Welt geben die Bürgerinnen und Bürger pro Kopf mehr Geld aus für ihre Krankenversicherungen ($6'697). Und dennoch ist die Sterberate bei Kindern in El Salvador wesentlich geringer als etwa in Detroit. Michael Moores Film zeigt die ganze Pervertierung eines Systems, in dem sich ein ganzer Dienstleistungssektor zugunsten ihrer Bilanzen, der Dienstleistungen verweigert und sich dabei durch gutes Geld in Washington über die Parteigrenzen hinweg eine Lobby geschaffen hat, die ihnen diesen Missbrauch über Jahre hinweg garantiert.

Das Problem liegt einerseits in der kapitalistischen Grundhaltung, dass nur der Gewinn Ziel einer Unternehmung sein kann. Andererseits im Terminus des «Social Healthcare». Noch heute wird zuviel Staat in den USA mit drohendem Sozialismus gleichgesetzt. Lieber krank als rot, lautet die Devise.