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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Joann Sfar
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comic
Joann Sfar

Es gemahnt an die Kreativitätswettbewerbe unter gewissen Schriftstellern respektive Schriftstellerinnen im Frankreich des 19. Jahrhunderts, etwa zwischen George Sand und Honoré de Balzac: wer übertrumpft den anderen im Output? Ähnliche Konkurrenzen sind heute zwischen Joann Sfar, Christophe Blain, Lewis Trondheim, David B., Emmanuel Guibert und anderen im Gange, alles französische Comicschöpfer zwischen Mitte dreissig und Ende vierzig, die zu jener Generation gehören, welche die verkrusteten und traditionalistischen Bandes Dessinées revolutionierte.

«Balzac» des Comic

Unter diesen Exponenten darf man den 1971 in Nizza geborenen Joann Sfar füglich als «Balzac» bezeichnen, was die Fabulierfreude und den enormen Umfang seines Werkes anbelangt. Sfar veröffentlichte bisher im frankophonen Raum über hundert Comic-Alben und Skizzenbücher, der Mann scheint gleichzeitig mit beiden Händen und Füssen zu zeichnen. Hinzu kommen seine szenaristischen Fähigkeiten, denn wie auch andere seiner Generation schreibt er sowohl seine eigenen Stories als auch Geschichten für befreundete Zeichner. Das bisherige Œuvre umfasst Fantasy («Donjon», Zeichnungen von Lewis Trondheim), Biographisches («Pascin»), Kindercomics («Desmodus der Vampir») und diverse Werke zur Judaica, auf denen hier der Fokus liegt.

Sfar hat bisher wohlweislich eine angesagte, aber problematische Form des zeitgenössischen Comics gemieden: die autobiographische Nabelschau. Etliche an sich begabte jüngere Comicschöpfer haben uns