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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Jochen Schmidt
  3/4
literatur
Jochen Schmidt

«Meine wichtigsten Körperfunktionen». 32 Texte, in denen es über die Untugenden des Autors geht. Persönliche Bekenntnisse, Anekdoten, Philosophisches – nie ganz ernst gemeint und vielleicht gerade deshalb nicht zu unterschätzen.

Im Vorwort schreibt er:

Ich hoffe, ich habe ein Buch geschrieben, mit dem sich niemand identifizieren kann, denn ich wünsche mir, dass es meine Leser einmal besser haben als ich.

Die Texte heissen «Meine Einsamkeit», «Meine Inkompetenz» oder «Meine Unattraktivität». Am Ende dieser Gedankenreise hat sich Schmidt als einer geoutet, der wohl mit vielen anderen Mittdreissigern dasselbe Schicksal teilt. Oder wie er es umschreibt:

Ich befinde mich in einer undankbaren Lebensphase, zu alt für den Kindergarten und zu jung für den Seniorentanz.

Schmidt ist der, für den immer nur die Hässlichste übrigbleibt. Und Schmidt ist es auch, der als einziger nicht in den Urlaub fährt. Oder: «Ich bin der, der erst eine Tochter hat und dann Sex.» Dass sich da beim Leser nicht Überdruss einstellt, ob des schicksalergebenen Schreibers, dafür sorgen nicht nur genug Beispiele aus dem Alltag, in denen sich alle wiedererkennen können, sondern auch sein Schreibstil, der – in seiner Einfachheit verblüffend – in der Gesamtheit der 32 Texte doch eine eigenartige literarische Substanz offenbart, ohne je aufdringlich zu wirken.