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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Bücher über Bücher Teil 7
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literatur
Bücher über Bücher Teil 7

Der Autor Nicholas A. Basbanes schreibt fast nur Bücher über Bücher – oder besser: Bücher über Büchersammler. «Among The Gently Mad» heisst eines davon. Sanft verrückt nennt er seine Studiensubjekte, und dies wird wohl auch für die Mehrheit dieser Menschen stimmen. Doch es gibt auch jene, die dem Wahn verfallen – ja, der Gier. Nun mögen bestimmte Ausgaben von Bücher unschätzbaren Sammlerwert haben. Aber letztlich geht es auch in diesem Falle stets um deren Inhalt. Der geistige Wert eines Werkes wird nicht durch sein physisches Wesen beeinträchtigt. Deshalb können auch Taschenbücher von unvorstellbarem Wert sein. In ihnen können Gedanken lauern, die uns abhängig machen, von denen wir uns bis zur letzten Seite nicht mehr lösen können. Und sie können anderen Menschen bedrohlich werden. Nicht umsonst wurden und werden von Obrigkeiten als erstes Bücher verbrannt. In Büchern steckt Revolution, weil sie uns ein Tor zu einer freien Gedankenwelt eröffnen, in denen die Fantasie neue Möglichkeiten erkundet.

Wenn ein Argentinier wie Carlos María Domínguez über Bücher schreibt, dann aus der Sicht eines Mannes, der die dunklen Seiten der Militärdiktatur im eigenen Land nicht einfach aus seinen Gedanken verbannen kann. In Argentinien wurden Bücher verbrannt und von den Menschen versteckt, weil in Büchern das kollektive Wissen und Gewissen eines Volkes steckt. In seinem kleinen Buch «Das Papierhaus» endet eine Begegnung mit einem Buch bereits auf den ersten Seiten tödlich:

Im Frühjahr 1998 kaufte Bluma Lennon in einer Buchhandlung von Soho eine alte Ausgabe der «Gedichte» von Emily Dickinson und wurde an der ersten Strassenecke, als sie gerade beim zweiten Gedicht angelangt war, von einem Auto überfahren.