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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Fumetti Neri
  16/19
comic
Fumetti Neri

Ein Verlag wie Bonelli verankert den Comic trotz aller innovativer Anstrengungen dort, wo er herkommt: bei einer Leserschaft, die von Umberto Eco über den römischen Taxifahrer und die florentinische Hausfrau bis zu Schülern und Studenten alle Schichten umfasst. Ein Unternehmen wie Bonelli ist umso mehr von grosser Wichtigkeit in einer Zeit, die den Comic in eine dünne, nach Kunstfürzen riechende Luft entführen will.

Dylan-Dog-Plots sind meist ausgeklügelt und dramaturgisch vertrackt, ohne «Kunst» sein zu wollen. Im Gegensatz zu vergleichbaren moralinsauren US-Comics bieten sie eine differenzierte und irgendwie pragmatische Sicht der Dinge trotz ihren Horrorelementen. Insofern ist die Serie eine Weiterentwicklung des «unmoralischen» italienischen Fumetto Nero der sechziger Jahre, in dessen Billigserien stets das Böse obsiegte, damit die Serien endlos weitergehen konnten, und dessen erster und erfolgreichster Held Diabolik bis heute in monatlich erscheinenden Booklets sein Unwesen treibt.

Was sind Fumetti Neri?

1962 taucht in den italienischen Kioskauslagen zwischen Krimis und Sex-Heften eine Comic-Novität auf: «Il Fumetto del Brivido – Diabolik». Untertitel: «Il Re del Terrore» (Der König des Terrors). Aus den Augenschlitzen der Gestalt im schwarzen Trikot fixieren den Leser stechend blaue Augen, die Ähnlichkeit mit dem französischen Krimi-Helden Fantômas ist unübersehbar. Die Frau im Vordergrund schreit ein gellendes «Romanzo completto» heraus, und kosten tut das Ganze 150 Lire. Im Buch dann die ziemlich ungelenk gezeichnete Geschichte über den Verfall