Paul McCartney / © 2008 MPL
Communications Ltd. Foto: Steve Gullick

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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#The Fireman
  9/10
musik
The Fireman

Musik zu machen. Anschliessend dann, wenn man vor den Leuten steht und dafür grad stehen soll – Ha! Dann sagt man sich vielleicht kurz: ‹oha, das ist nun aber tatsächlich ein bisschen riskant!› Aber der sichere Weg hat mir noch nie gepasst. Schon bei den Beatles nicht.»

Seit Jahren hat sich McCartney zwar zumeist mit diplomatischen Worten, trotzdem aber immer wieder darüber echauffiert, dass er bei den Beatles als der lustige Stimmungsbolzen mit dem Ohr für einen Ohrwurm, John Lennon aber als der wahre Innovator mit dem Willen zum Risiko galt. Heute sieht er die Sache offenbar gelassener. «Wir sind praktisch zusammen aufgewachsen», sagt er. «Wir waren beide gleich ernst in unserem Ausblick, beide gleich experimentell. Es war Zufall, dass ich in den Sixties mehr Gelegenheit hatte, diesen Gelüsten nachzuhängen. John war verheiratet und lebte in Weybridge – Tabakpfeife und Pantoffeln. Ich lebte allein in London und ging in die Klubs und auch in die Wigmore-Halle zu den Konzerten von Leuten wie Luciano Berio, Cornelius Cardew und Karl-Heinz Stockhausen. Es ist möglich, dass ich deswegen während einer kurzen Periode mehr Experimente wagte als John. Und John hat ja auch Dinge wie ‹Revolution Nr. 9› geschrieben. Der Unterschied zwischen uns bestand wohl darin, dass ich die Beschäftigung als eine Art Skifahren weitab der Pisten erachtete. John hingegen brachte dieses Denken in seine Haupttätigkeit ein. Das war sein Mut. Ich habe immerhin die Tape Recorder für seine Experimente zur Verfügung gestellt. Denn die standen bei mir zuhause.»