William Eggleston, «Untitled», 1976, from
Election Eve, 1976, Exhibition print,
40.6 x 50.8 cm, © Eggleston Artistic Trust.
Courtesy Cheim & Read Gallery.

Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#William Eggleston
  2/10
kunst
William Eggleston

I am at war with the obvious.
William Eggleston
Es gibt eine Serie von Fotografien, die zurzeit im Rahmen der Retrospektive «William Eggleston: Democratic Camera, Photographs and Video, 1961-2008» im Whitney Museum in New York zu sehen sind, die das Wesen der künstlerischen Arbeit Egglestons auf den Punkt bringt. «Plains», benannt nach dem gleichnamigen Ort im US-Bundesstaat Georgia, war eine Auftragsarbeit der Zeitschrift «Rolling Stone». Eggleston hätte im Wahljahr 1976 den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Jimmy Carter und seine Familie an seinem Wohnort fotografieren sollen. Carter war damals aber auf Wahlkampftour und so dokumentierte der Fotograf den Ort und die umliegende Landschaft ohne je den vermeintlichen Hauptprotagonisten vor der Kamera zu haben. Die Bilder wurden nicht veröffentlicht, da sie letztlich nicht den ursprünglichen Auftrag erfüllten.

William Eggleston konzentriert sich als Fotograf auf die Nebensächlichkeiten, das scheinbar Belanglose. Die Serie «Plains» und darin liegt die Kunst des heute 69jährigen Amerikaners, verrät uns mehr über Jimmy Carter als dieser als posierende Gestalt selber offenbart hätte. Die Bilder sind erfüllt von der Glut und der Besonderheit des Südens. In ihnen zeigt sich die Mentalität der Menschen, selbst wenn keine Menschen zu sehen sind. Eggleston, so eine Anekdote, soll 1964 einem Freund gesagt haben, er möge die Dinge, die ihn umgeben, eigentlich nicht wirklich. Der Freund soll im darauf als Rat mitgegeben haben, dass er genau aus diesem Grund diese Dinge fotografieren sollte.