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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#In ihren eigenen Worten
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dossier: Baz Luhrmann
In ihren eigenen Worten

Baz Luhrmann, Catherine Martin, Nicole Kidman, Hugh Jackman – Sie sind alle vier Australier. In welche Art und Weise hat die Rückkehr nach Australien und die Arbeit an diesem Film Ihr Verhältnis zu Ihrer Heimat verändert?

Hugh Jackman: Ich war als 19jähriger zum letzten und einzigen Mal für kurze Zeit in «Aboriginal Country». Dorthin zurückzukehren an all diese für die Ureinwohner magischen Plätze, gemeinsam mit meiner Familie und all diesen australischen Darsteller, war ein ganz und gar einmaliges und beeindruckendes Erlebnis für mich. Die Geschichte der «stolen generation» etwa, wird in Australien an der High School im Geschichtsunterricht einfach totgeschwiegen. Davon hört man erstmals an der Universität. Auch ist vielen nicht bewusst, dass dieselben Flugzeuge, die Pearl Harbor angegriffen haben, dann auch Australien bombardierten. Dieser Film war für mich auch eine Reise in die Geschichte des eigenen Landes und der vielen Wunden, die nie richtig verheilten. Zudem muss man wissen, dass der grösste Teil der Australier in urbanen Gegenden an der Küste leben. Für viele von uns ist das Innere des Landes etwas Unbekanntes.

Nicole Kidman, hat sich für Sie etwas verändert in Ihrer Beziehung zu Australien?


Nicole Kidman: Ich würde nicht sagen verändert. Es war für mich mehr eine

Erforschung des Landes. Ich war zuvor nie im Norden und dieses Land und seine Geschichte zu erfahren mit Hilfe dieses aussergewöhnlichen Filmprojektes waren für mich sehr wertvoll. Und ich wusste zuvor nichts von der Bombardierung Darwins. Ich gebe das jetzt einfach mal unumwunden zu (lacht).

Baz Luhrmann, Ihre Sicht der Dinge?


Baz Luhrmann: Zuerst muss ich meine Motivation erläutern, warum ich diesen Film überhaupt realisieren wollte. Das geht in meine Jugend zurück, zu meiner Liebe zu den grossen epischen Kinodramen, in denen alles vereint wurde: Komödie, Romanze, Action und Drama. Diese Art von Film wollte ich realisieren. Dann kam dazu, dass Catherine und ich nach «Moulin Rouge!» in Paris lebten und arbeiteten. Da wir Kinder wollten – wir arbeiteten daran schon eine ganze Weile (grinst) – überlegten wir uns, wo diese denn eigentlich aufwachsen sollten. Und wir dachten, dass dies in unserer Heimat geschehen sollte. So kam das zustande. Und ich wollte die historischen Aspekte, die zuwenig diskutiert werden, in den Film integrieren. Die «stolen generation» stand dabei für mich an erster Stelle. Lassen Sie mich dies für Sie in einen Ihnen verständlichen Kontext bringen. Barack Obama, der neue US-Präsident, ist 47 Jahre alt. Als Mischling wäre er in Australien seinen Eltern von der Regierung nach der Geburt weggenommen worden. Man hätte ihn in eine Anstalt gesteckt