verlangen, Philanthropen zu sein. Das ist nicht, wozu sie da sind. Wieso sollte die Wirtschaft zur Wohltätigkeit beitragen? Ihr Job ist, Geld für ihre Aktionäre zu machen. Das ist alles, was sie tun sollten. Ich wäre in dieser Hinsicht konservativer als die Konservativen. Der Punkt ist aber, dass sie nicht Länder oder internationale Beziehungen organisieren sollten. Dafür sollte es eine leitende Hand geben, die vom Volk berufen ist. Es überrascht mich jedenfalls nicht, dass ein auf purem Kapitalismus beruhendes System instabil ist. Das scheint mir offensichtlich, auch wenn ich mit meinem sturen Standpunkt dazu schon so einige Leute zur Verzweiflung gebracht habe. Aber wenn man seine ganze Jugend damit zugebracht hat, Cecil Taylor-Platten zu hören, ist man schon gewohnt, sich in einer sehr kleinen Minderheit zu bewegen.
Das mag sein, aber Ihre Platten scheinen in den letzten Jahren eine höhere Popularität zu geniessen als zur Zeit ihrer ersten Veröffentlichung.
Das hat wohl einfach mit dem Glücksfall zu tun, dass das Ryko-Label, bevor es vor zwei Jahren von seinen neuen Eigentümern ausgenommen wurde, sich grossartig darauf verstand, mein ganzes altes Zeug neu zu verpacken und unter die Leute zu bringen. Und jetzt hat Domino Records das alles übernommen, weil ich eine Platte für die gemacht habe. Die sind sehr enthusiastisch, aber ich weiss nicht, ob es
Bedarf dafür gibt. Seitdem ich keine Konzerte mehr gebe, bin ich mir meiner Beziehung zu meinem Publikum nicht mehr so bewusst. Aber es ist alles sehr bescheiden, im Vergleich zu einigen der Musiker, die ich kenne.
Aber interessanterweise ist ja jetzt alles im Musikgeschäft bescheiden geworden.
Soll wohl so sein. Dann ist jetzt eben Zeit für kleine Biere.
Kann es sein, dass mit dem Schrumpfen des Mainstream-Markts die Enthusiasten-Musik proportional an Boden gewinnt?
Ich weiss nicht. Aber ich bin sehr dankbar, weil ich ein langsamer Arbeiter und Denker bin und die meiste Zeit über nicht weiss, was ich tun soll, wie ich meine Ressourcen verwalten oder das Geld aufbringen soll. Trotzdem haben sich über die letzten drei, vier Jahrzehnte hinweg ein paar Stunden Musik angesammelt. Rückblickend nimmt sich das wie ein ordentlicher Haufen Zeug aus. Domino bringt nun von «Rock Bottom» von 1974 aufwärts alles neu heraus. Einige dieser Alben wie zum Beispiel «Live at Drury Lane» sind nie zuvor auf Vinyl erschienen. Manche benötigen gar vier Plattenseiten, weil sie für eine einfache LP zu lang sind. «Shleep» füllt zum Beispiel drei Seiten, also hab ich ein paar Schnipsel von zu Hause für die vierte Seite herausgesucht. Das hat Spass gemacht.