Robert Wyatt / Foto: © Alfie Wyatt

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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Interview mit Robert Wyatt
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musik
Interview mit Robert Wyatt

Wenn Karrieren im Popgeschäft sich wahlweise in Charts oder Credibility berechnen lassen, liegt Robert Wyatt in letzerer Wertung so weit vorne wie er in der ersten beinahe nicht vorkommt (seine Cover-Version von «I’m A Believer» schaffte es 1974 auf Platz 29 der britischen Hitparade). Kaum eine prägende Persönlichkeit der englischen Sixties-Szene hat die letzten vier Jahrzehnte mit einer derart intakten Integrität überlebt. Als Schlagzeuger und Sänger der in Canterbury, Kent, formierten Band Soft Machine war der ursprünglich als Jazz-Fan sozialisierte, mit einer eigenwillig charismatischen Stimme gesegnete Multi-Instrumentalist eine der treibenden Kräfte der keimenden Rock-Avantgarde der Endsechziger. Nach einem Sturz aus dem dritten Stock bei einer Londoner Party vor 35 Jahren wandelte sich der nun an den Rollstuhl gefesselte Wyatt zum nicht bloss von der beharrlichen Minderheit der Art-Rock-Freunde hochverehrten, idiosynkratischen Solokünstler. Dieser Tage bringt das britische Label Domino Records, das vergangenes Jahr sein letztes Album «Comicopera» veröffentlichte, den beachtlichen Katalog Wyatts seither erschienener Alben und EPs als CDs und Vinyl-Platten neu heraus.

TheTitle traf den in einer Kleinstadt in Lincolnshire wohnhaften 63-jährigen bei einem seiner Arbeitsaufenthalte im West-Londoner Studio des engen Freundes und Ex-Roxy-Music-Gitarristen Phil Manzanera zu einem offenherzigen Gespräch über sein Lebenswerk, berühmte und verarmte Musikerfreunde, die Krise des Kapitalismus, seinen Alkoholismus, seine Jugend in Kent und Nerz-Züchter