was wirklich schön am Nüchternsein ist: ich kann mich daran erinnern, was ich gestern gesagt habe. Das ist so, als hätte sich mir eine völlig neue Welt eröffnet. Die Dinge sind jetzt machbar. Man muss nicht betrunken sein, um Ideen zu haben, und das ist eine Erleichterung.
Waren Sie wirklich so ein Alkoholiker, dass es Ihr Leben beeinträchtigte? Sie schienen immer sehr gut beisammen zu sein.
Alfie: Er trank heimlich den ganzen Tag. Er versteckte Flaschen. Wir verbringen üblicherweise den Tag damit, unsere Arbeit getrennt zu erledigen, und am Abend kommen wir zusammen und reden miteinander. Jeden Abend schielte er. Nacht um Nacht. Bis ich mir nach ein paar Monaten schliesslich dachte: Ich bin vollkommen allein. Die Person, die ich geheiratet habe, war eine Person mit Hirn, die zusammenhängend denken und kohärent sprechen konnte, ohne sich zu wiederholen. Das Saufen macht die Menschen schrecklich egozentrisch. Es zerstört ihre Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen. Ich dachte, ich hätte ihn verloren, er hätte mich verlassen. Und nach 35 Jahren fühlte ich mich wirklich einsam. Jetzt hab ich ihn wieder zurück. Vielleicht hätte er weiterhin wundervolle Musik machen können. Aber er hätte ganz sicher keine Frau mehr gehabt. Es war sinnlos, sinnlos.
Wyatt: Mmh...
Das ist eine sehr klare Diagnose. Wie war es für Sie, all die alte Musik noch einmal zu hören. Eine Reise in die Vergangenheit?
Wyatt: Ich erinnerte mich vor allem an die Entscheidungen, die mit den Platten einhergingen. Zum Beispiel «Shleep» über «Cuckooland» bis zu «Comicopera»: da wuchs nach und nach eine neue Familie heran, mit Annie Whitehead an der Posaune, Jamie Johnson, dem Studiotechniker und zeitweiligen Bassisten, Phil Manzanera, Brian Eno sowieso, den kenn ich ja seit Jahren, aber auch mit der Entdeckung von Gilad Atzmon und Yaron Stavi, die Saxophon und Kontrabass spielen. Auf «Comicopera» hat sich dieser Kreis noch erweitert. Ich konnte das im Schnellvorlauf nachvollziehen.