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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#«Gomorra»
  5/6
film
«Gomorra»

Monats ihren finanziellen Unterhalt überbringt. Ein verängstigt wirkender blasser Herr, der trotz kugelsicherer Weste nicht verhindern kann, immer wieder in den Konflikt zweier rivalisierender Clans hineingezogen zu werden. Oder die Geschichte von Franco und Roberto, den Giftmüllentsorgern, denen das Land ihrer Vorahnen alles andere als heilig ist und die Anwohner ihrer verseuchten Steinbrüche von Krankheit zerfressen dem Tod entgegensehen. Oder Totò, 13 Jahre jung und das lebende Beispiel dafür, dass, wer in diesen Plattenbauten aufwächst, keine Wahl besitzt und zwangsläufig hineingezogen wird in eine Welt, in der bereits die Jugend ihr Revier nach ihrem Stellenwert innerhalb des Clans markiert.

Der Film sorgt für keinen Ausweg, weil es keinen gibt. Die Handkamera ist stets auf Augenhöhe, beobachtend, aber völlig teilnahmslos. Matteos Film registriert den Zustand, er klagt nicht an, er wertet nicht. «Gomorra» ist ein Blick hinein in eine Welt, die wir als Betrachter ansonsten nie zu sehen bekämen. «Gomorra» ist ein kalter Film, berechnend in seiner Absicht, der Öffentlichkeit eine in sich verlorene Gesellschaft zu zeigen. Nur mit dieser fast schmerzhaften Kälte der Bilder aber, gelingt es dem Filmemacher letztlich ein leidenschaftliches Plädoyer für den Humanismus auszurufen. Die Anklage, die Erschütterung, das Entsetzen wird im Kopf des Betrachters entfacht. In «Gomorra» wird die Anti-Gesellschaft anthropologisch seziert. Eine Gesellschaft, die ausserhalb der demokratischen Ordnung existiert. Und dies mitten in einem EU-Land – nicht weit von der Zivilisation entfernt und in einer Stadt, die dem wuchernden Krebs mit ihrer