Don Ciro (Gianfelice Imparato) / © Filmcoopi

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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#«Gomorra»
  3/6
film
«Gomorra»

Als Roberto Saviano 2006 mit seinem Buch «Gomorrha» zum ersten Mal die Öffentlichkeit mit den Machenschaften des organisierten Verbrechens in Neapel konfrontierte, wusste man bereits von der Camorra. Aber wie sie funktioniert, wie sie handelt, wer in diesem unglaublich perfekt gespannten Netzwerk regiert – und vor allem, wie die Menschen tagtäglich unter der Präsenz dieser Schreckensherrschaft zu leiden haben, dies alles hatte man in dieser detaillierten Art und Weise zuvor von keinem hören oder lesen können.

Saviano zahlt einen hohen Preis dafür. Der erst 29-Jährige musste untertauchen und wechselt ständig seinen Aufenthaltsort. Seitdem die Camorra angekündigt hat, Saviano bis Weihnachten dieses Jahres hinzurichten, erwägt der Autor gar einen Wechsel ins Ausland. Doch wohin? Das Netz der Camorra reicht weit und ist unsichtbarer als jenes der sizilianischen Mafia.

Die Camorra ist der Eiterbeutel einer ganzen Region. Und Neapel, von Dichtern und Denkern bewundert und verehrt, ist eine Stadt im Ausnahmezustand, deren poetischer Lobgesang vom «Neapel sehen und sterben» für die Bürgerinnen und Bürger zur drohenden Alltagsgefahr geworden ist. Die Mafia Siziliens ist ein gefährliches Raubtier, dessen fletschende Zähne den Augen des Gesetzes sichtbar gegenüberstehen. Die Mafia ist eine Art kriminelle Monarchie und auch deshalb bestens geeignet, sich verklären und romantisieren zu lassen. «The Godfather» von Francis Ford Coppola ist trotz der Grausamkeit eine mondäne und üppig ausstaffierte