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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Rutu Modan, Kiriko Nananan, Adrian Tomine
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comic
Rutu Modan, Kiriko Nananan, Adrian Tomine

Mangaka mit dem ulkigen Namen blickt in «Liebe und andere Lügengeschichten» gnadenlos genau in die Seele und Libido japanischer Schnösel und Chicks. Obschon Nananan wie Modan mit undynamischem und stets gleich dünnem Strich zeichnet, bedient sie sich einer gänzlich anderen Ästhetik als die Israelin. Nananan arbeitet viel mit Ausschnitten, die vor allem in erotischen Szenen als dekorativ-lineare Aufteilung der Panels mit perspektivisch interessanten Aufsichten, Verkürzungen und in der Vergrösserung lediglich angedeuteten Körperteilen daherkommen. Die Sinnlichkeit weisser Haut wird dabei durch die dazu kontrastierenden schwarzen Haare betont, wobei Nananan zur Differenzierung der Szenerien nicht selten graue Rasterflächen einsetzt.

Die 1972 geborene Kiriko Nananan gehört zu den Schöpferinnen sogenannter Josei-Manga, also von Comics, deren Inhalt sich vorwiegend mit dem Leben junger Japanerinnen beschäftigt. Innerhalb des Genres gehört sie zu den ungewöhnlichen und herausragenden Exponentinnen, da sie einerseits keine inhaltlichen Tabus kennt und andererseits optisch anspruchsvoll und modern arbeitet. Sie wird deshalb auch zur «Nouvelle Manga»-Bewegung gezählt, die sich um den in Japan lebenden französischen Comiczeichner Frédéric Boilet herum gebildet hat. Auf Deutsch erschien bisher von Nananan der 1996 entstandene Comicroman «Blue», in welchem die homoerotische Beziehung zweier Oberschülerinnen erzählt wird. «Liebe und andere Lügengeschichten» kam in Japan lediglich ein Jahr später heraus und die darin enthaltenen Short-Stories kreisen inhaltlich um ähnliche Themen wie «Blue».

 

















Kiriko Nananan
«Blue» (Schreiber & Leser)