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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Einfluss
  2/5
dossier: Brian Wilson
Einfluss

Die Ramones waren nicht nur die ersten Punks, sie waren auch die ersten Punks, die den Namen Dick Dale erwähnten. Hätte man die Tempi ihrer Songs ein bisschen abgebremst, hätten viele von ihnen auch von den jungen Beach Boys stammen können. Solcherlei Surf-Zitate waren kühn. Die Beach Boys galten zu dem Zeitpunkt vor allem in den USA wenig. Das Album «Holland» lag zwei Jahre zurück, und als im April 1976 das erste Ramones-Album erschien, waren seit dem letzten Top 20-Hit der Kalifornier («Do It Again», Juli 1968, Höchstplatzierung 20) fast acht Jahre verstrichen. Und als sie völlig aus dem Blauen heraus im Mai doch wieder die Top 5 knackten, war es mit dem tristen, flügellahmen «Rock & Roll Music». Uncooler als die Beach Boys ging es gar nicht.

Bezeichnenderweise begann die Rehabilitierung von Brian Wilson & Co. fernab von Surf, Sonne und dem Handlungsort wüster James Ellroy-Stories in Grossbritannien. Im Juni 1975 war es dem New Musical Express-Schreiber Nick Kent gelungen, seine Publikation dazu zu überreden, einen dreiteiligen Essay zum Thema Beach Boys zu publizieren. Der Essay hiess «The Last Beach Movie – Brian Wilson 1942 –…» (sic) und trug die Untertitel «20’000 Leagues Under The Surf», «Smile…» und «Wipe-Out». Kent, dem auch die Wiederentdeckung von Nick Drake zu verdanken ist, genoss bei seinen supertrendigen Lesern die Glaubwürdigkeit eines Orakels. Nicht nur war er ein begnadeter Schreiber, seine musikalische Antenne reichte weit über den Wasserspiegel der Trends hinaus – seine nur allzu kurze Essay- Sammlung «The Dark Stuff» gehört noch heute zur Pflichtlektüre jedes Musikfans.