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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Die besten Alben
  6/6
dossier: Brian Wilson
Die besten Alben

vielstimmig wie eh und je, aber die Verspielt- und Versponnenheit der letzten Jahre ist einer gereiften songschreiberischen Abgeklärtheit gewichen.

«Holland» (1973)
Es gibt Fans – Charlatans-Sänger Tim Burgess zum Beispiel oder Bob Stanley vom Duo St.Etienne – die auf die Qualitäten des Country-Rock-Albums «Carl and the Passions – So Tough» schwören. Aber für den Schreiber dieser Zeilen ist «Holland» das nächste und letzte grosse Beach Boys-Werk. Irgendwie ist die Band auf die grandiose Idee verfallen, sich kommunal samt Studio ein Jahr lang nach Holland zu verlegen (zu diesem Zeitpunkt ist sie in Europa wesentlich populärer als in den USA). Natürlich kommt die Sache unglaublich teuer zu stehen – und das resultierende Album (komplett mit Bonus-EP, auf welcher Brian Wilson ein Märchen erzählt, «Mount Vernon and Fairway») ist ein Flop. Aber was für ein Album! Brian Wilsons und Van Dyke Parks «Sail On, Sailor» ist allein schon den Eintrittspreis wert. Und Carl Wilson steuert ein schönes «The Trader» bei.

Es ist, als ob das Abenteuer «Holland» die Band ihrer Seele beraubt hätte. Es folgt im November 1973 noch ein recht unterhaltsames Live-Album, «The Beach Boys in Concert». Danach aber begnügte man sich damit, alte Einfälle neu zu frisieren. Tragisch, dass der allergrösste Hit der Beach Boys erst in diese Zeit fällt: die unsäglich banale Mike Love/Scott McKenzie/Terry Melcher/John Phillips-Komposition «Kokomo», die es irgendwie auf den Soundtrack zum Film «Cocktail» geschafft hat.

Zusammengestellt von Hanspeter Künzler