Für mich gibt es nur eine Macht, die bewirkt, dass es sich zwischen unseren beiden unendlichen Abwesenheiten hier auf Erden aushalten lässt, und das ist die Macht der Phantasie.
Cees Nooteboom
Irgendwann, schreibt er, habe er einfach den Rucksack gepackt, Abschied von der Mutter genommen, sich am Strassenrand aufgestellt und den Daumen hochgestreckt. «Und damit habe ich eigentlich nie mehr aufgehört.» Auch wenn die Reiseschriftstellerei nur ein Aspekt im grossen Werk des Niederländers Cees Nooteboom ist, so zeigt doch diese lapidare Erklärung mit welcher Unvoreingenommenheit er an die Dinge herangeht. Und sie unterstreicht auch das Wesen, des heute 75-Jährigen, dieses ewige Unterwegssein, das sich nie Ausruhen und das permanente Hinterfragen und Überprüfen auch des eigenen Werkes.
Das vorliegende Brevier zu Nootebooms Werk wurde von seinem Freund und Bewunderer Rüdiger Safranski, Philosoph und selbst Autor, herausgegeben. Safranski trafen die Worte des Niederländers bereits früh, als Siebzehnjähriger. Nootebooms erster Roman «Philip und die anderen» war 1954 erschienen, und unter dem deutschen Titel «Das Paradies ist nebenan» 1962 auch in Deutschland. Safranski schreibt: «Sofort hatte ich das Gefühl, dass nicht ich ein Buch, sondern ein Buch mich gefunden hatte.» Seitdem ist Safranski, der gemeinsam mit Peter Sloterdijk das «Philosophische Quartett» im ZDF moderiert, Nootebooms aufmerksamster Leser geworden. Das Brevier soll nun nicht nur allen anderen Bewunderern ein kleines handliches Buch mit Auszügen aus Nootebooms Romanen, Erzählungen, Gedichten und Reisereportagen präsentieren, sondern gibt auch Neulingen die Gelegenheit, ins Werk dieses Geschichtenerfinders einzutauchen.