Aus: «Wachtmeister Studer im Tessin»
Zeichnungen Hannes Binder
© Limmatverlag Zürich

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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Hannes Binder
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comic
Hannes Binder

Gedankenverloren steht ein Mann am Fenster. Das Profil zeigt eine markante Nase und einen im Nacken und seitlich ausrasierten Haarschnitt, wie er während der Neuen Deutschen Welle und bei Falco wieder in Mode kam. Getragen wurden solche Frisuren aber schon in den 1920er- und 1930er-Jahren. Durch die Scheiben erblickt man zwischen zwei Bäumen ein Nachbarhaus, wo hinter einer grossen Fensterfront ein Zeichner an seinem beleuchteten Pult arbeitet. Der Schriftsteller Friedrich Glauser, der Beobachtende, der an der Zürcher Bolleystrasse eines seiner zahlreichen und immer wieder wechselnden Domizile bezogen hat, wird in diesem Nachtstück zeitraffend zu Hannes Binders Nachbar, dessen Haus mitten in einem Innenhof an der Haldenbachstrasse steht.

Diese zufällige örtliche Nähe des Comicschöpfers und Illustratoren zu seinem favorisierten Autor, dessen Werke er in Bilder umgesetzt hat, ist typisch und charakteristisch für Binders Biographie und Werdegang, in welchem es immer wieder solche verbindende Fäden gegeben hat und gibt. 1947 in Zürich geboren, wächst Hannes Binder mit Kunst auf, denn seine Mutter arbeitet kreativ mit Textilien, während sein Vater als Maler und Zeichner Vorkursklassen an der Kunstgewerbeschule leitet. Man ersteht im Jahr 1957 ein Rustico im Tessiner Ort Tegna, wo später auch Patricia Highsmith ihren Lebensabend verbringt.

Hannes Binder erinnert sich: «Ich war zehn und das Tessin wurde für uns zum Epizentrum, sozusagen zum Balkon mit Weitsicht Italien. Zuhause pflegte man damals eine Idealisierung des Tessins. Wir konnten