Hannes Binder, Zeichnung aus
«Der Venediger»,
© Limmatverlag, Zürich

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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Hannes Binder
  13/14
comic
Hannes Binder

mitzusteigen.» Fäden vom Roman zum Bilderbuch, und dort zwischen Rätseln hindurch zu einer finalen Phantasmagorie, begleitet von Glausers Sätzen: «Denn nur Literat sein – das geht auf die Dauer nicht. Man verliert jeden Kontakt mit der Wirklichkeit.»

Sag’ niemals nie

In «Glausers Fieber» entwickelte Binder eine Art Cut-Up-Technik, die er in «Der Venediger» (2007) weiter verfeinerte. Wiederum werden in dieser Text/Bild-Erzählung – notabene eine Form, die heute auf der Comic-Szene Graphic Novel genannt wird – typisch Bindersche Fäden über den Gotthard nach Norditalien und Venedig gespannt.
«Ich bin in Venedig ständig über Tintoretto gestolpert», erklärt Binder, «weil sich das dort nicht vermeiden lässt. Tintoretto faszinierte mich sofort. Er arbeitete unter permanentem Konkurrenzdruck ungeheuer schnell und malte sehr viel. Zum Beispiel zum x-ten Male ein Abendmahl, obschon er das Thema wohl satt hatte. Da half nur eine neue Perspektive, also liess er die Szene in der Kirche San Tommaso wie auf einer Volksbühne unter profanen Leuten spielen. Mit diesem Drang zur Schnellmalerei bringe ich auch ein wenig Autobiographisches ein, war ich doch als junger Zeichner ebenso schnell und ungeduldig.» Den Könner Tintoretto kontrastiert Binder, der sich hier auf eine wahre Begebenheit stützt, mit dem Gehilfen Sebastian Casser aus dem Urnerland, der dem Meister zwar gute Tipps gibt, selbst aber ein schlechter Maler ist. Die fiktiven Fäden ziehen Casser in der Phantasie wieder über die Alpen und nach dem Urnerland, das man nur verlassen hat, weil sich das angebetete Mädchen für einen anderen entschied.