Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Wahlkampfzentrale (9)
  2/6
360°
Wahlkampfzentrale (9)

die Restliebe (die seit Karl Rove nun wirklich eher rethorisch zu verstehen ist und aus journalistischen Gründen aufrecht erhalten werden musste) endgültig zu kündigen.

                           *

Nachdem 24 Stunden zuvor der Parteitag der Demokraten zu Ende ging, an dem am Ende Barack Obama 85'000 Leuten im Footballstadion zu Denver und 40 Millionen Menschen an den Bildschirmen erstmals als präsidenschaftliche Statur erschien und eine Rede hielt, die David Gergen (Berater von Nixon, Ford, Reagan und Clinton) als «Symphonie» bezeichnete und als den vielleicht historischsten Auftritt eines Kandidaten seit John F. Kennedy, mussten sich die Republikaner einen medialen Coup einfallen lassen.

Und den muss man sich wirklich zuvor auf der Zunge zergehen lassen, ansonsten droht Erstickungsgefahr. Nicht genug, dass seit Karl Rove, Dick Cheney sowie deren Marionette George W. Bush Faktoren wie Intelligenz, Bildung und Sprachtalent als Defizit eines demokratischen Kandidaten gelten (und dies die Leute auch noch glauben. Man denke an vor vier Jahren: John Kerry ist des Französischen mächtig! Igitt, so einen wollen wir nicht! Oder an vor acht Jahren: Al Gore führt sich wie ein Lehrer auf. Der meint wohl mehr zu wissen als wir! Präsidendschaftsuntauglich!)

Es ist also nicht genug, dass die Ideologen des rechten Randes Vorzüge in Defizite verwandeln. Sie können auch die Unerfahrenheit ihres Kontrahenten zum Hauptslogan ihres Wahlkampfes machen und dann anschliessend Sarah Palin als Vizepräsidentschaftskandidatin auffahren. Sarah Palin? Zuvor nie von ihr gehört? Nun, da sind sie im selben Boot wie die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner.