Eine weitere frühe Arbeit bestand darin, dass er im Garten säuberlich ein kreisförmiges Rasensegment aushob, dann ein paar Zentimeter Erde entfernte, um den Rasen wieder darüberzulegen und vom Resultat eine Schwarz/Weiss-Aufnahme zu machen.
Wenig später flog er von der Kunstschule. Ein Jahr lang verdiente sich Richard Long das Brot mit Gelegenheitsjobs, dann zog er nach London, um an der St. Martin’s School of Art Skulptur zu studieren.
Es war eine aufregende Zeit. Viele junge britische Künstler wie Gilbert & George und Barry Flanagan experimentierten dem Zeitgeist entsprechend mit Wegen, traditionelle Unterscheidungen wie die von Skulptur und Malerei aufzubrechen. St. Martin’s war eine besonders radikale Schule. Im Gegensatz zu vielen anderen, konventionelleren Kunstakademien wurden die Studenten hier angehalten, über das Verhältnis von ihrer Kunst zu den sozialen und politischen Umständen ihrer Zeit nachzudenken. Er habe die meiste Zeit in der Bibliothek verbracht, hat Long geschrieben. Und wenn er nicht in der Bibliothek sass, sinnierte der passionierte Wanderer über Wege nach, Gehen, Distanz, Zeit und Natur in die künstlerische Auseinandersetzung einzubinden.
Dabei wollte Long keineswegs in den romantischen Fussstapfen eines Jean-Jacques Rousseau wandern oder die Natur überhaupt idealisieren: «Rückblickend», so sagt er, «erkenne ich, dass mein Werk viel stärker zum Beispiel mit Konzeptkunst, Minimalismus, Arte Povera oder überhaupt dem Bestreben verbunden ist, das Kunstobjekt zu ent-materialisieren.»
So fiel er schon um 1967 herum auf eine Schaffenstechnik, an der er noch heute festhält: Auf einer Wiese schritt er immer wieder eine in der Länge genau festgelegte, gerade Strecke ab. Dadurch wurden die Gänseblümchen geköpft oder das Gras flachgedrückt.