Horst Weidenmüller, was sind die grössten Probleme, mit denen sich die Independents heute herumschlagen müssen?
Für die Inhalte bezahlt zu werden, die im digitalen Markt verwertet werden. Dass die Indies aus diesen Kanälen ausgeschlossen werden, hat einerseits praktische Gründe: wenn ein neuer Internet-Service kommt, dann kann er 75 Prozent des Musikmarktes abdecken, indem er Verträge mit den vier Major-Firmen abschliesst. Will er auch die Independents haben, so müsste er eigentlich 20’000 Einzelverträge mit diesen Firmen abschliessen und separat mit abrechnen. Im Social-Networking-Bereich haben wir auch noch das Problem, dass wenn man sich auf YouTube ein Video von einem Major anguckt, dann wird dieser Major-Künstler dafür bezahlt. Aber wenn man sich das Video von einem Independent-Künstler anschaut, dann wird dieser mit aller Wahrscheinlichkeit nicht dafür bezahlt. Diese Copyright-Apartheid wollen wir beenden.
Und um diesen Misstand zu beheben, hat IMPALA jetzt die Independent-Lizenzagentur Merlin Network ins Leben gerufen. Sozusagen als One-Stop-Shop, wo sich ein Anbieter um die Rechte an den Werken aller Independents bemühen kann.
Wenn man die Geschichte betrachtet, so waren die Independents gegenüber den
neuen Verwertungsformen immer aufgeschlossen. Wir waren es, die bei MySpace gesagt haben: das ist eine ganz tolle Sache, da kann man unsere Musik endlich wieder finden, und das müssen wir unterstützen. Die Independents waren auch diejenigen, die die Internet-Plattform LastFM dort hingebracht hat, wo sie jetzt ist. Nur wurden diese Seiten wegen der Marktrelevanz, die gemeinsam mit den Indies aufgebaut wurden, dann für wahnsinnig viel Geld verkauft. Und gleichzeitig klagten die Majors, weil die gar nichts freigeben, wenn sie das nicht wollen. Dann kriegen die Majors einen sehr guten Vertrag, weil sie einerseits vorne mit dem Lizenzvertrag winken und hinten mit dem Rechtsanwalt und dem Gerichtsverfahren drohen. Und die Indies kriegen gar nichts, das hat sich bei MySpace, bei Last FM und bei YouTube immer wiederholt. Wenn ein neuer Service kommt, muss Merlin zum vornherein sagen, wir sind das fünfte Clearing-House, und wir wollen eine anständige Kompensierung für die Rechte unserer Mitglieder.
Könnten diese neuen Services nicht einfach auf die Independents verzichten?
Wenn man weiss, dass 80 Prozent aller neuen Platten, die auf den Markt kommen, von Independents stammen, dann sieht man, dass wir diejenigen sind, die das Risiko auf sich nehmen, um neue Künstler und neue Musik zu lancieren. Und wenn wir aus den