Ein Eisenbahnpuffer ragt aus der Wand in der Ausstellungshalle, dahinter ist Botticellis Venus zu entdecken, allerdings nicht als Gemälde, wie es Botticelli um 1485 erschaffen hatte, sondern als Kunststeinguss-Replik. Beim Weitergehen nimmt der Besucher den Gegenpart an der Innenseite der Trennwand wahr: Michelangelos David und einen zweiten Puffer («wein wiewohl puffer oder für anstösser frei», 1999).
Mit David und Venus verkörpert der Schweizer Bildhauer, Maler, Zeichner und Schriftsteller Pavel Schmidt nicht nur das ewige Spiel der Geschlechter, sondern nimmt Bezug auf unser kulturelles Erbe, dessen Überlieferung durch Kitschgussfiguren er gleichzeitig ironisch anprangert. Die Kopien antiker Götter, Helden und Musen werden manchmal umrankt von transparenten Schläuchen, in denen Wein pulsiert. In Vino vanitas, im Wein liegt Vergänglichkeit. Dies Wort verändert so die verbreitete Wendung in vino veritas, und ist eine der verbalen Spitzfindigkeiten, die für die Arbeit dieses Künstlers so typisch sind.
Venus und David, Kultfiguren der christlich-antiken Mythologie, begegnen einem auf dem Rundgang immer wieder. Auch in Form eines komplementären Puzzles, das als Multiple erhältlich ist. Pavel Schmidt verbindet in seiner Kunst Naturwissenschaft und Mythologie, reagiert auf kulturelle Zusammenhänge, konfrontiert Kult mit Kitsch, verknüpft das Begriffliche mit dem Sinnlichen und befragt so die Mehrdeutigkeit unserer Wahrnehmung.