Die Lieder auf dem Album sind in vier verschiedenen Sprachen gehalten. Warum?
Sprache gefällt mir. Sprache ist Kultur. Andere Sprache ist andere Kultur. Aber wenn Sprache mit Musik kombiniert wird, besteht kein Unterschied mehr, denn die Emotionen der Menschen sind überall dieselben. Musik kann durch die Beschränktheit der Sprache nicht limitiert werden.
Weswegen singen Sie dann gewisse Lieder in einer selbst erfundenen Sprache?
Nun, in dem einen Song geht es um meine Grossmutter, die gestorben ist. Es ist das vierte Stück, «Oldster by Xilian River». Ich hatte ursprünglich einen konventionellen Text, aber irgendwie wurde der meinen Gefühlen nicht gerecht. So erfand ich Laute, die mich an meine Grossmutter erinnerten, wie sie mit mir als kleines Kind redete. Bei den Aufnahmen weinten die Leute im Studio. So hielt ich daran fest, baute die Sprache aus. Menschen können singen bevor sie eine Sprache sprechen.
Ich konnte als Baby leider noch nicht singen!
Mag sein. Aber Babies drücken ihre Gefühle ohne Worte aus. Amazing! Darum wollte ich diese selbst kreierte Sprache gebrauchen – ich wollte zeigen, dass die Leute endlich ein bisschen nachgeben können. Dass man sich nicht durch die Sprache limitieren soll. Denn
wir teilen ja alle die gleichen Emotionen. Und wir entstehen alle aus dem Baby, das keine Sprache spricht. Wir sind alle gleich. Wir sind alles Kinder.
Worin liegt die Bedeutung, dass Sie auch Texte auf Sanskrit und Tibetisch singen?
(Jetzt tritt die Plattenfirmendame als Dolmetscherin in Aktion) Das ist deswegen, weil Sa Dingding hofft, dass ihre Musik die alte Kultur von China vermitteln kann. Der Text ist alt, 2500 Jahre. Also mehr Kulturerbe als Sprache. Sa Dingding will ihre moderne Musik dafür verwenden, alte Kultur zu vermitteln.
Kennt in der Mongolei oder in China jeder diese Texte? Wie sind Sie darauf gestossen?
In China kennen nur ein paar wenige Menschen diese Mantra, denn die Sprache ist sehr alt. Wird kaum gebraucht heutzutage. Aber sie ist sehr umfassend festgehalten worden. Es gibt viele Bücher darüber. Sie tritt auch in der Kunst oft auf. Ich habe sie in der Bibliothek studiert. Es war sehr aufregend, so etwas neu zu entdecken und der Sprache ein neues Leben zu geben.
Gibt es in China viele Musiker, die so denken und arbeiten wie Sie?
Ich denke, dass ich eine Wegbereiterin bin. Als mein Album erschien, war es etwas ganz