Will Eisner, Vater der Graphic Novel

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das kulturelle überformat
Nr. 32 / 10. August 2010
#Will Eisner Porträt
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comic
Will Eisner Porträt

Der Fachmann rieb sich verwundert die Augen: eine Jack Kirby-Schau als Hauptattraktion am diesjährigen Fumetto. Da war man in Luzern jahrelang bemüht gewesen, sich so «progressiv», «alternativ» und «subversiv» wie möglich zu geben und rückte nun diese für Fumetto ziemlich schief in der Landschaft stehende Werkschau ins Zentrum. Kirby (1917–1994) mag ein virtuoser Zeichner gewesen sein, dessen Können für die Entstehung des Marvel-Universums und von Anti-Hitler-Superhelden wie Captain America wichtig war, als echten Comic-Pionier – und solche müsste Fumetto stets vorstellen, wenn es denn seinem Ruf treu bleiben will – kann man ihn nun wirklich nicht einstufen. Es wird zwar betont, dass Kirby die muskulösen Kraftpakete als erster seitenübergreifend und grafisch spektakulär habe agieren lassen, doch diesen Kniff hatte Will Eisner, der in seiner Comic-Firma Igor-Eisner-Shop Auftraggeber des gleichaltrigen Kirby war, bereits früher kultiviert.

Womit wir beim Thema wären: eine Eisner-Schau würde Fumetto gut stehen. Man verlöre sich dabei nicht auf Mainstream-Geleisen, die an sich keinesfalls uninteressant sind, die in einem Fumetto- Zusammenhang jedoch merkwürdig deplatziert wirken und dem Festival einen leichten Wischiwaschi-Groove bescheren.

Immer schon anders

Will Eisner (1917–2005) darf als wichtigster amerikanischer Comicschöpfer des 20. Jahrhunderts eingestuft werden, wenn es um innovative Qualitäten,