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das kulturelle überformat
Nr. 32 / 10. August 2010
#David Goldblatt
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360°
David Goldblatt

Fussballspiele einander angeglichen. 1871 kam es zum endgültigen Bruch zwischen denen, die Fussball auch mit den Händen spielen wollten, und den puren Kickern. In jenem Jahr wurde die Rugby Football Union ins Leben gerufen, derweil die verschiedenen Kicker-Vereinigungen bei der Football Association blieben.

Rugby und Soccer (im Redestil der Internat-Boys das Kürzel für «Association Football») waren fortan getrennte Sportarten. Wobei Internate wie Harrow und Eton noch heute emsig ihre Arten von Rugby und Soccer pflegen, die auf die Zeit vor der Regeleinigung zurückgehen. Um 1880 herum hatte die Popularität von Fussball so weit um sich gegriffen, dass auch die «old boys» von Staatsschulen genug willige Mitspieler finden konnten, um eigene Klubs zu gründen. Bald kamen allerhand Fabrik- und Kirchenteams dazu. «Die britische Aristokratie hatte den Anstand einzusehen, wann sie geschlagen war», schreibt David Goldblatt. «Sie zog sich in die Gefilde wohlbetuchter Exzentrizität zurück oder in die höheren Ebenen der Finanzinstitute oder sie verkauften ihre Seele an die Heritage-Industrie. Aber vorher noch gaben sie den Fussball aus den Händen.»

Innert kürzester Zeit war Fussball am Ende des 19. Jahrhunderts in England und in Schottland der grosse Working Class-Sport. Schon in dieser Zeit kam es auch zu ersten fussballbedingten Ausschreitungen – vor allem im schottischen Glasgow. Nur an einem Ort konnten die Old Boys der Internate vorerst an ihrem Einfluss festhalten, nämlich im Rest der Welt. Die Verbreitung von Fussball erfolgte zuerst in Europa, dann in Südamerika einzig über die englischen Vertreter der Elite in den entsprechenden Ländern. Ganz besonders eng war die Beziehung der Briten mit der Schweiz, wo sie quasi den Tourismus einführten und überdies enge Verbindungen mit gewissen Internaten pflegten. Grasshoppers Zürich, Young Boys Bern oder gar Old Boys Basel zeugen noch heute von diesen Wurzeln. Die Schweizer zeigten sich als gelehrige Schüler und