Préliminaires
Iggy Pop
ra. Iggy Pop ging schon einmal mit einem Album stilistisch fremdere Wege, als jene, die man ihm als «Godfather of Punk» eigentlich zugetraut hätte. Das war 1999, das Album hiess «Avenue B» und mit von der Partie war das Jazz-Trio Medeski, Martin & Wood. Nun ist er wieder abseits gelandet mit «Préliminaires». «Er habe es satt, Idioten und ihren Gitarren zuzuhören». Nun hat Iggy Pop natürlich eine Stimme, mit der er es selbst mit Frank Sinatra (übrigens sein grosses Vorbild) aufnehmen könnte. Das neue in Frankreich aufgenommene Album beschränkt sich aber darauf, einen Hauch Leonard Cohen mit der Atmosphäre eines Serge Gainsbourg zu mixen. Inspiriert vom Roman «Die Möglichkeit einer Insel» von Michel Houellebecq, ist «Préliminaires» eine existenzielle Angelegenheit geworden. Mal poltert Iggy Pop wie Tom Waits durch «King Of The Dogs», mal croonert er wie in «How Insensitive» von Antonio Carlos Jobim und mal zeigt er einfach wieder mit «Les Feuilles Mortes» von Jacques Prévert, was für ein grossartiger Interpret von Balladen er sein kann. Ein Alterswerk mit Stil. (Virgin)
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Monoliths & Dimensions
Sunn O)))
ra. Bis anhin war man sich gewöhnt, dass Sunn O))), dieses Zweimannprojekt von Greg Anderson und Stephen O’Malley, ihre mächtigen Klangkonstruktionen zwischen Zeit und Raum in (je nach Grösse der heimischen Musikanlage) mehr oder weniger grosse schwarze Löcher formten, die mit ihrer tiefdunklen hypnotischen Kraft den Hörer in ihr Epizentrum förmlich hineinsaugten. «Monoliths & Dimensions», ihr siebtes Werk, erinnert in der Grundstruktur immer noch an die Klangversion von Richard Serra-Skulpturen, doch hinter den voluminösen Gitarren- und Basslauten und dem dämonisch rezitierenden Attila Csihar im Eingangsstück «Agharta» öffnet sich plötzlich eine neue Welt. Das Duo hat ihren Monolithen eine orchestrale Dimension hinzugefügt: ein verfremdeter Sopran, Streicher und Hörner (u.a. Posaunist Julian Priester, der bei Sun Ra und John Coltrane spielte) erscheinen und ziehen den dunklen Grund in die Höhe. Die vier Stücke definieren ein völlig neues Spannungsfeld zwischen Dark Metal, Avantgarde und zeitgenössischer Klassik. Die Musik von Sunn O))) ist übrigens auch in Jim Jarmuschs «The Limits of Control» (siehe Filmkritik in dieser Ausgabe) zu hören. (Southern Lord)
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Live Volksbühne, Berlin 2006 »