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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#Jonathan Miles: «Dear American Airlines»
  3/5
literatur
Jonathan Miles: «Dear American Airlines»

war als Kind schizophren und inszenierte halbgare Selbstmordversuche, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Vater ist ein polnischer Emigrant namens Henryk Gniech, der sich in den USA zu Henry Ford umbenennen liess, weil er sich keinen amerikanischeren Namen hat vorstellen können. Gniech überlebte ein Konzentrationslager, aber weil das Leben oft zynisch sein kann, fand er im neuen gelobten Land bloss einen Job als Exterminator. Und Benjamin wurde gleich beim ersten heimlichen Treffen zwischen den beiden gezeugt.

Aber für die jetzige Situation können auch die beiden nichts. Obwohl die Mutter wegen eines Schlaganfalles nun bei Benjamin in New York wohnt und sich nur noch mit Hilfe von Post-it-Zetteln mit ihrem Sohn verständigt. Der Schlaganfall, meint Ford, hatte auch sein Gutes, erledigte er doch die unberechenbare Seite ihres Gehirns und machte aus der Mutter ein sanftes Wesen. Aber für die entscheidenden Schwachstellen in seinem Leben, das weiss auch Ford, kann auch sie in geschwächter psychischer und physischer Verfassung nichts dafür. Dass er einst Poet hatte werden wollen und seine grosse Liebe Stella ihn dafür bewunderte. Und dass er mit Stella ungeplant Stella junior zeugte, aber als Poet lieber Bars von innen betrachtete und sich den Alkohol als grosse Geliebte im Sinne einer hoffentlich mal Inspiration bringenden Muse hielt.

In Chicago gestrandet, realisiert Ford bei seinen zahlreichen Begegnungen im Terminal und den unzähligen Rauchpausen im Freien, dass hier nicht bloss der Flugverkehr lahmt, sondern vor allem sein