durchbrechen und identifiziert sich in der Folge immer mehr mit der Hauptfigur des Drehbuches.
Natürlich ist «Zephyr» ein Konstrukt eines Intellektuellen, der vielleicht die eine oder andere Sache zuviel in seinen Erstlingsroman verpacken wollte. Seine Liebe zum Film noir äussert sich in der drehbuchartigen Sprache, die Villa in St. Tropez, in die Gilles zum Schreiben mit Cathy einzieht, ist ausgerechnet jene, in der «La Piscine» gedreht wurde, jener Film von 1969 von Jacques Deray in der auch zwei Liebespaare (gespielt von Alain Delon, Romy Schneider, Maurice Ronet und Jane Birkin) der Tragik nicht ausweichen können. Und weil Marie und Bertrand oft im Pariser Restaurant «Zéphyr» waren, das bekannt ist für Austern um Mitternacht, verweist Gilles auf die Mythologie: Zephyr, der Westwind, der aus Eifersucht Hyazinth getötet hat. Und dem Roman voran, stellt Ostermaier Bertrand Cantats Zitat aus einem Song von Noir Désir: «Le vent nous portera».
Zuviel des Guten? Vielleicht. Doch letztlich konsequent. Gemeinsam mit Gilles will auch Ostermaier ganz hoch hinaus. Doch auch wenn man sich am Ende die Flügel verbrennt: man hat es versucht. Und das Scheitern, vor allem wie in diesem Falle: das grandiose Scheitern war schon seit jeher Teil der Kunst. Und gerade deshalb ist «Zephyr» trotz allem ein grossartiges Buch geworden.
Albert Ostermaier: Zephyr. Roman. Suhrkamp. 221 Seiten. Gebunden. € 17,80 / CHF 31,00
Ausschnitte der Hörfassung von «Zephyr» »
Leseprobe «Zephyr» (pdf) »
Homepage des Autors »