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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Punks und Fussball
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dossier: Fussball
Punks und Fussball

Die Tatsache, dass viele Punk-Bands RAR und ANL unterstützten und die Hassfigur Margaret Thatcher ihren Gegnern einen ausgezeichneten Fokus lieferte, führte dazu, dass die zweite und dritte Generation von Punkbands dem Beispiel von The Clash folgend, bedeutend mehr Lieder mit politischer Botschaft komponierten. Genau so wichtig: weil die konventionelle Musikpresse am Anfang nichts wissen wollte von ihnen, setzten die Punks ihre eigenen Kommunikationskanäle in Bewegung. Dazu gehörten die Anschlagbretter von Plattenläden – vor allem aber das sogenannte «Fanzine». Es war dies ein konsequent hausgemachtes Alternativmagazin, das gewöhnlich von Hand geschrieben, vervielfältigt und vertrieben wurde. Manche waren brillant geschrieben, andere erfreuten sich grossartiger Grafik, wieder andere waren so chaotisch und bizarr wie eine Platte von The Fall. Gemeinsam war ihnen allen ein böser Sinn für Humor, die Annahme, dass jeder Leser auf Thatcher spucken würde, wenn er ihr begegnete, und die Erwartung, dass man die Freude der New Wave am Niederreissen von Grenzmauern teilte. Schon aus ihrer politischen Gesinnung heraus, interessierten sich viele Punks für die Working Class-Kultur, auch wenn sie selber aus anderen Kreisen stammten. So hatten sie keinerlei Hemmungen, eine Vorliebe für Fussball an den Tag zu legen. Was Bob Marley recht war, war auch ihnen recht. Umso besser, dass ihre älteren Geschwister mit ihren Prog.-Rock-Bands über Fussball nur schnöden konnten.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Interessen von Fussball und Musik selten getroffen. Ja, seit 1970, als die englische Nationalmannschaft mit ihrem Gassenhauer «Back Home» die Hitparadenspitze erstürmte und damit den Trend auslöste, dass jedes Team seine Höhepunkte mit einer grässlichen Single zum Schunkeln und Mitgrölen feiern musste. Natürlich gab es Ausnahmen wie Rod Stewart, der auf der Bühne Fussbälle herumkickte, oder Bob Marley, oder die Band Hotlegs, deren Namen von der Technik herrührte, in einem vollen Stadion Wasser zu lassen: man rollte das Programm zu einer Röhre und pisste dem