«Pop» andererseits galt als kommerzielle Musik, die in keiner Weise Sozialgewissen zeigen musste.
David Bowies unschöner Flirt mit der Nazi-Symbolik und Eric Claptons besoffene Lobrede für den Parlamentarier Enoch Powell und dessen Aufruf zur Rückschaffung jamaikanischer Einwanderer in die Karibik bedeuteten einen echten Schock: bis dahin hatte man angenommen, dass es unmöglich sei, ein rechtsgerichteter Rockfan zu sein. Bald darauf wurde Rock Against Racism (RAR) gegründet. Die Organisation sollte weisse und schwarze Jugendliche zusammenbringen, für gegenseitiges Verständnis sorgen und damit Claptons Sprüchen sowie der wachsenden Präsenz der National Front – Schlägertypen am Rande der Legalität, die sich als politische Partei tarnten – entgegenwirken. RAR genoss massive Unterstützung durch die damals noch florierende wöchentliche Musikpresse, legte dazu eine eigene Publikation auf und organisierte Gigs, bei denen sich Reggae- und Punkbands abwechselten.
Ein solches Festival lockte 80'000 Fans auf den Trafalgar Square, von wo aus man ins National Front-Territorium in Ostlondon marschierte, um in einem dortigen Park The Clash, Steel Pulse, Tom Robinson («glad to be gay») und The Ruts live zu geniessen. Wenig später formierte die linke Aussenpartei Socialist Workers’ Party mit der Unterstützung der Gewerkschaften die Anti Nazi League (ANL), die ähnliche Ziele verfolgte. RAR und ANL halfen mit, dass eine neue Generation von Musikfans ein deutlich stärkeres Bewusstsein betreffend sozialen und rassistischen Stereotypen an den Tag legte.
Die National Front, die sich nicht an so intensive Aufmerksamkeit gewöhnt war, zerstritt sich prompt, fiel auseinander und trat viele Mitglieder an die Konservative Partei ab, die 1979 mit Margaret Thatcher die Macht im Land übernommen hatte. Punk war nicht von Anfang an eine politisierte Bewegung – Punks genossen es einfach aus Prinzip, dem Establishment ans Bein zu pinkeln.