Bonnie MacLean
«Bill Graham Presents the Yardbirds,
The Doors, James Cotton Blues Band,
Richie Havens, July 25-27», 1967
© Wolfgangs's Vault
Sex war zwar schon vorher erfunden worden, nämlich – so hielt der knurrige englische Dichter Philip Larkin trefflich fest – im Jahr 1963, zwischen der Aufhebung des zensurbedingten Verbotes von D.H. Lawrences Sex’n’Class-Roman «Lady Chatterley’s Lover» und dem Erscheinen des ersten Beatles-Albums. Und Bob Dylan hatte bereits im Juli 1965 die Elektrizität eingeführt. Sonst aber fing so ziemlich alles frisch an im Jahr 1967. So will es wenigstens die Legende. Und diese kann ja nicht mehr nachgeprüft werden, denn wie heisst es doch so schön: wer sich an den «Summer of Love» tatsächlich erinnern kann, war nicht dabei! Vierzig Jahre sind eine lange Zeit im Gedächtnis eines Menschen. Verklärungen kommen vor. Verdrängungen noch mehr. Halten wir uns an die Fakten. Und die Fakten zeigen, dass der Sommer der Liebe eigentlich eher ein Sommer des Hasses war.
Putsch und Atombomben
Am 4. Januar 1967 wird der algerische Revolutionsführer Mohammed Khider in Madrid erschossen. Zwei Tage später starten die Amerikaner «Operation Deckhouse Five», die im vietnamesischen Mekong Delta einen Haufen Nordvietnamesen unschädlich machen soll; das Unternehmen ist ein Flop. Am 10. Januar wird Lester Maddox als Gouverneur des amerikanischen Bundesstaat Georgia eingeschworen – er tritt für die Rassentrennung ein und gehört ironischerweise den Demokraten an. Am 14. Januar rapportiert die New York Times, dass die amerikanische Armee mit «germ warfare»