Darius Kinsey (American, 1869-1945)
Felling a Fir Tree, 51 Feet in Circumference.
1906. Gelatin silver print, 34 x 26.4 cm
The Museum of Modern Art, New York.
Anonymous gift


Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#Into the Sunset: Photography's Image of the American West
  4/8
dossier: Kunstfrühling NYC
Into the Sunset: Photography's Image of the American West

Um die USA verstehen zu können, darf man sie nicht als Nation betrachten. Amerika ist ein Kontinent. Zudem sollte man nicht vergessen, dass der Flug nach London von New York genauso lange dauert wie von New York nach Los Angeles. Amerika ist ein breites Land und aus dem Flugzeug betrachtet befinden sich zwischen Ost und West immer noch unendliche Weiten und oft gähnende Leere – als ob man auf einen unbewohnten Planeten hinunterblicken würde.

Die Ostküste steht in diesem Zusammenhang für eine den Europäern angepasste Zivilisation. New York City ist bekanntlich nicht Amerika und Boston könnte auch in England liegen. Der Osten ist der Ort, an dem die Gründungsväter eine der zivilisiertesten und zeitlosesten Verfassungen formulierten, die die Menschheit je erschaffen hat. Im Osten liegen Harvard, Yale und Princeton und aus dem Osten stammen einige der besten Zeitungen und Zeitschriften der Welt, die unentwegt im intellektuellen Diskurs mit der amerikanischen Identität stehen.

Der Westen steht dagegen für etwas anderes. Nicht von ungefähr eröffnet ein Bild von Richard Prince die Ausstellung «Into the Sunset: Photography’s Image of the American West» im MoMA. Der Marlboro-Cowboy und die unendliche Weite, und zwar – wie bei Prince üblich – abfotografiert von der ursprünglichen Werbung. Die Authentizität des originalen Helden gleich doppelt unterwandert: in der Werbung und in deren Kopie.