Clive Owen (Ray)

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das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#Tony Gilroy: «Duplicity»
  2/6
film
Tony Gilroy: «Duplicity»

Irgendwo auf halber Länge kommt dem Betrachter von «Duplicity» unweigerlich und zwingend ein Gedanke. Mitten in diesem rasanten, verqueren und hinterlistigen Agentenspiel ist einmal mehr Clive Owen ganz gross auf der Leinwand – in perfekter Haltung und in einem noch perfekteren Anzug öffnet er eine der vielen in diesem Film präsenten Champagnerflaschen und lächelt sein doppelbödiges Agentenlächeln Richtung Julia Roberts; und dies alles in einer prachtvollen Luxus-Hotelsuite in Rom. Owen ist bekanntlich Engländer und damit qualifiziert im Dienste Ihrer Majestät unterwegs zu sein. Und in der Tat: all jenen, die an der ironisch gebrochenen Verkörperung James Bonds à la Roger Moore ihre Freude hatten, erscheint Owen wie der perfekte Kandidat für eine geistreiche Reinkarnation von 007. Genauso wie «Duplicity» in seiner Doppelbödigkeit und Leichtfüssigkeit an jene Zeiten erinnert, in denen Agenten noch mit Köpfchen unterwegs waren und sich das Hemd nur in allerseltensten Fällen schmutzig machten.

Der Agentenfilm, und damit auch James Bond, leidet an der heutigen globalen Misere. Die Coolness eines Agenten ging einher mit dem Kalten Krieg. Es war eine «klinische» Auseinandersetzung, die einzig zwischen den Geheimdiensten stattfand und deren Kontrahenten dermassen ideologisch anders gepolt waren, dass die Gefahr diffuser Situationen gar nie aufkommen konnte. Heute hat Bond ein völlig verschwommenes Bild vor sich und kämpft gegen Terroristen und irgendwelche Waffenschieber und Egomanen in einer Welt, in der sich das Gute und das Böse immer wieder überlappen.