I see potential in the spectator – in the receiver, the reader, the participator, the viewer, the user.
Olafur Eliasson
Es gibt Momente, da kann einen die zeitgenössische Kunstszene den letzten Nerv rauben. Und dann gibt es Momente wie diesen, eine Ausstellung von Werken von Olafur Eliasson, in der man denkt: kann es etwas Wahrhaftigeres und Reineres geben als den künstlerischen Ausdruck?
Wenn Künstler «gehypt» werden, dann hat dies in unserer Zeit meist mit den kommerziellen Gegebenheiten des Kunsthandels zu tun. Bildende Kunst kann mit Blockbustern aus Hollywood oder mit den klingenden Ohrwürmern aus den Charts nicht mithalten. Auf der Ebene der Galerien genügt sie sich meist selber. Der Galerist bezirzt seine Kundschaft, und das kann er nur, wenn sich die Kunst an seiner Wand mit den Prognosen des Anlageberaters des Kunden deckt. Wenn das einstige Wunderkind Damien Hirst einen Totenschädel mit Diamanten besetzt, dann garantiert nicht nur bereits das verwendete Material einen Rekordverkaufswert an der Auktion, sondern hält den Künstler auch bis hinunter zur Boulevardpresse im Gespräch. Damien Hirst ist heute ein Brand, seine Kunst zitiert sich mittlerweile selber und die einstige inhaltliche Vision hat er zusammen mit seinem berühmten Hai («The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living», 1991) gleich mit in Formaldehyd konserviert. Olafur Eliasson dagegen hat am Wirtschaftsforum WEF in Davos einen Vortrag gehalten gegen die asoziale, egomanische Arroganz der Branding-Economy.