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das kulturelle überformat
Nr. 14 / 8. Mai 2008
#Interview mit Terry George, Regisseur
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dossier: Reservation Road
Interview mit Terry George, Regisseur

eines Bombenanschlags im Irak nach dem Sturz Saddams. Er schien der Mensch zu sein, der den Friedensprozess im Irak hätte vorantreiben können.

Sie haben sich in Ihren Filmen mit dem Krieg auseinandergesetzt und mit den Ideen, die hinter Kriegen stehen. Denken Sie – gerade im Falle Iraks – dass es eine Lösung geben kann?

Ich wuchs im katholischen Irland auf und Krieg wurde dort immer als «der gerechte Krieg» bezeichnet. Im Falle des Zweiten Weltkrieges ist dieser Begriff nachvollziehbar. Aber letztlich ist Krieg nichts weiter als: Menschen töten Menschen. Krieg ist ein Abbild unserer primitivsten Instinkte aus Urzeiten. Was ich deshalb mit der Geschichte von Vieira de Mello zeigen will, dass es Menschen gibt, die aus humanitären Gründen und als aufrechte Vertreter von Gerechtigkeit versuchen, einen Konflikt zu lösen. Aber ich bin grundsätzlich nicht an der Geschichte des Krieges interessiert, sondern an den Menschen und was sie in solchen Zeiten durchmachen. Ich glaube, wenn wir das grosse Bild hinunterbrechen auf ein Einzelschicksal, lässt es uns das ganze Ausmass besser einschätzen, weil wir Anteil nehmen können.

Aber Vieira de Mello wird getötet. Was also lernen wir aus solchen Geschichten?

Nur durch solche Leute, auch wenn sie ihr

Leben lassen müssen, wird in Kriegszeiten der menschliche Geist aufrecht erhalten. Die Ideen dahinter existieren auch nach deren Tod weiter. Wäre es anders, wäre der Mensch unfähig, überhaupt Frieden zu schliessen.

Ihr irischer Kollege Neil Jordan hat mit «The Brave One» mit Jodie Foster einen Film gedreht, der das Thema der Rache völlig anders behandelt als «Reservation Road».

Ich habe Neils Film nicht gesehen. Aber wie ich bereits betonte: «Reservation Road» ist ein Anti-Rachefilm. Ein Statement gegen dieses Gefühl, das seit 9/11 vorherrscht und von Bush-Slogans wie «Bring It On» und «Dead Or Alive» noch gezüchtet wird. Heute sehen die Menschen alles nur noch Schwarz oder Weiss. Ich kenne das aus Nordirland. Margaret Thatcher dämonisierte Gerry Adams von der Gegenseite auf eine Weise, die es England verunmöglichte mit diesem Menschen zu verhandeln. Damit wurde der Krieg um mindestens fünf Jahre verlängert. Und im Falle des Iran etwa, wird sich das Dämonisieren auch fatal auswirken. Ich weiss nicht, wann die Idee sich festzusetzen begann, dass Kommunikation keine Resultate bringen kann. Und in «Reservation Road» erkennt das Opfer im Täter den Vater wieder, der er ja selber ist. Im Grunde genommen, ist der Film auch ein klassischer Thriller. Ich hoffe einfach, dass er etwas länger im Kopf des Publikums hängen bleibt als ein beliebiger Film, der nur unterhalten will.