Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 14 / 8. Mai 2008
#Interview mit Joaquin Phoenix
  3/5
dossier: Reservation Road
Interview mit Joaquin Phoenix

Ich glaube, das Problem vieler Journalisten ist, dass sie bereits im Vorfeld wissen, was sie hören wollen, anstatt sich auf ein Gespräch einzulassen und sich einfach anzuhören, was der Interviewte zu sagen hat.

Sehen Sie, dass ist es was ich meine: der Europäer hat einfach eine andere Art die Dinge anzugehen. (grinst)

Sie sind ja auch anders. Sie scheinen nicht der typische Hollywood-Schauspieler zu sein, der das Spiel einfach mitspielt.

Wenn ich schon nicht einmal eine Ahnung habe, welches Spiel die spielen. Niemand hat mir das Spiel und die Spielregeln erklärt, wie kann ich da mitmachen?

Vielleicht sind Sie auch nicht daran interessiert herauszufinden, welches Spiel gespielt wird. Sie sind ja auch nicht permanent im Scheinwerferlicht und auf roten Teppichen anzutreffen. Dennoch wurden Sie für Ihre Rolle als Johnny Cash in «Walk The Line» für den Oscar nominiert. Ist es schwierig, sich solche Rollen zu ergattern und gleichzeitig all die Nebenwirkungen eines Prominenten zu umgehen?


Nein. Man braucht einfach die Ausdauer, die Bullshit-Seite des Ganzen aussitzen zu können. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass mein Privatleben bei der Presse nicht auf

sonderliches Interesse stösst, aus welchem Grund auch immer. Kürzlich hat mich ein Freund angerufen und gesagt: «Hey, ich habe heute ein Bild von Dir in der Zeitung gesehen, als Du an der Tankstelle warst.» Ich meine, da fasse ich mir natürlich schon an den Kopf. Welcher Vollidiot wartet an einer Tankstelle, um mich beim tanken zu fotografieren? Da muss man dann schon die Sinnfrage stellen. Aber es ist so, wenn ein neuer Film kommt und dein Bild an den Aushängen zu sehen ist, wirst Du auch privat mehr beobachtet.

Aber wie kann man sich dagegen aktiv schützen?

Ich habe eiserne Regeln. Ich lese nie, was über mich geschrieben wird. Ich schaue mir keine Entertainment-News im Fernsehen an und habe auch keine dieser Schundblätter in meinem Haus. Ich gehe niemals an Empfänge, bloss um mich an diesem Anlass ablichten zu lassen. Und obwohl ich verzweifelt versucht habe, mich mit attraktiven Schauspielerinnen zu treffen, gaben die mir alle einen Korb und deshalb droht auch von dieser Seite keine Gefahr (lacht). Es gibt soviele Menschen, die es als ihre Hauptaufgabe ansehen, Celebrity zu sein. Man kann das kreativ züchten. Aber man kann es auch aktiv verhindern.

Bezahlen Sie dafür auch einen Preis? Wären Sie öfters in den Boulevard-Medien vertreten, wäre vielleicht auch Ihr Marktwert höher?