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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Jenny Holzer
  4/10
kunst
Jenny Holzer

Im Hip-Hop bezeichnet man die Sprache oft als «liquid swords», flüssige Schwerter. Damit sind Worte gemeint und ihr Machtpotenzial. Jenny Holzers wichtigstes künstlerisches Mittel ist die Sprache. Die mittlerweile 59jährige Amerikanerin wurde in den siebziger und achtziger Jahren bekannt mit Texten, die sie ausserhalb musealer Einrichtungen im alltäglichen Leben platzierte: auf T-Shirts, Plakaten, Parkbänken, LED-Anzeigetafeln und Laufschriftbändern. In jüngster Vergangenheit sind die Projektionen hinzugekommen. So erstrahlten die Worte Holzers in der Nacht auf so verschiedenen Oberflächen wie der Louvre-Pyramide in Paris oder auf dem Meer, wo die hohen Wellen der Brandung als «Leinwand» fungierten.

Auszüge aus den bekanntesten ihrer Texte, aus «Truisms» (1977-1979), «Inflammatory Essays» (1979-1982) oder «Survival» (1983-1985) sind auch in dieser Ausstellung zu finden. Doch während die Worte dieselben geblieben sind, hat sich deren Sichtbarmachung stetig verändert. Heute sind aus den einfachen LED-Anzeigen grossformatige Skulpturen geworden, in und auf denen die Worte in verschiedenen Schriften und Farben übereinandergelegt und gegenübergestellt werden. Mit Werken wie «Monument», «Thorax» oder «Red Yellow Looming» schafft Holzer auf künstlerischer Ebene den Verweis auf andere Kollegen der Minimal- und Konzeptkunst. Die Sprache erinnert an Lawrence Weiner, in der Form erscheinen die Lichtarchitekturen wie eine Fortführung der Werke von Donald Judd und als Lichtkörper können sie als Reminiszenz an Dan Flavin verstanden werden.

















«Monument», 2008 Twenty-two double-sided, semi-circular electronic LED signs: thirteen with red and white diodes; nine with red and blue diodes on front and blue and white diodes on back (493.5 x 146.8 x 73.4 cm). Blick in die Ausstellung: Diehl + Gallery One, Moskau, 2008 Texts: Truisms, 1977–79; Inflammatory Essays, 1979–82 © 2009 Jenny Holzer, member Artists Rights Society (ARS), NY Photo: Vassilij Gureev. Collection of the artist; courtesy Monika Sprüth Philomene Magers, Berlin and London; and Diehl + Gallery One, Moscow