In einem Song ihrer letzten Platte «A Bigger Bang» singt Jagger: «Life is short. One look and it’s over». Das Leben ist tatsächlich kurz. Ausser für die Stones. Die sind immer noch da. Seit zwanzig Jahren denkt man sich, wenn die Stones wieder auf Tournee sind: da muss man hin, womöglich ist es das letzte Mal. Weit gefehlt. Wer das einstige deutsche Unwort von der «Rentnerschwemme» heraufbeschwört, hat die Rechnung ohne die Stones gemacht. Oder anders herum formuliert: weshalb sehen zwei der drei für dieses Konzert geladenen Gäste, Jack White und Christina Aguilera, alt aus gegen Mick Jagger? (Der dritte Gast, Buddy Guy, ist als Blueser auch der Ewigkeit verpflichtet). Kurz: Sind die Stones die Relativitätstheorie auf den Rock’n’Roll heruntergebrochen?
Martin Scorsese, der einst das letzte Konzert von The Band unter dem Titel «The Last Waltz» fürs Kino meisterhaft umsetzte und kürzlich mit «No Direction Home» die beste Dokumentation über Bob Dylan ablieferte, hat die Stones in «Shine A Light» für die Nachwelt festgehalten. Das wäre eigentlich nichts Nennenswertes, gibt es doch wohl kaum eine Band, die in ihrer Geschichte ausführlicher dokumentiert worden ist. Und trotzdem: vieles ist hier anders, weil die zu jeder Tournee gewohnte Konzert-DVD stets den Gigantismus preist und das Intime verschweigt. Mick Jagger hätte dies gerne wieder getan und wollte, dass Scorsese die Band in Rio am Strand vor einer Million Fans einfängt. Doch der Regisseur von «Goodfellas», «Taxi Driver», «Raging Bull» oder «The Departed» hatte anderes im Sinn. Keith Richards der sich für den grössten Scorsese-Fan hält, unterstützte ihn bei der