Wetter und Mensch, Landschaft und Mensch – zwei weitere, ständig wiederkehrende (androgyne) Pole bei Horn. So hat sie eine lange Liste von Adjektiven zusammengestellt, die gleichzeitig Wetter- und Stimmungslagen beschreiben können – in der Form von sanften Wülsten stehen sie auf dem schwarzen Gummibodenbelag im kajütenartigen Raum, wo die Bücher ausgestellt sind, die eine weitere Form von Horns Ausdrucksweise darstellen. Und schliesslich gibt es da noch die berühmte Foto-Installation «You are the Weather», entstanden 1994/95, eine Serie von Fotos, die immer den gleichen Anblick vom Gesicht einer jungen Frau zeigen, in denen der Ausdruck aber jedes Mal subtil anders ist. Die Künstlerin dazu: «Diese Veränderungen, die Spanne von Emotionen...sie ist irritiert...sie ist zornig...wurden vom Wetter provoziert. Die Sonne in den Augen, es schneit, es windet. Wenn man sich (mit den Bildern) im gleichen Raum befindet, steigt das Gefühl auf, man habe diese Reaktionen selber provoziert – der Betrachter wird das Wetter. Für mich ist dieses Werk zutiefst, aber auf geschlechtslose Weise, erotisch.»

Wie es sich für eine Ausstellung mit dem treffenden Titel «Roni Horn aka (alias) Roni Horn» gehört, kommt auch der Katalog nicht einfach als simples Buch daher. Vielmehr besteht er aus zwei separaten, gebundenen Büchern, die in einer Kassette stecken. Das eine beinhaltet die übliche Sammlung von (kurzen) Essays, Werbebildern, Bibliographien und (knappen) biographischen Angaben. Das andere enthält eine alphabetisch angeordnete, enzyklopädische Sammlung von Essays zu Begriffen, die in irgendeiner Form durch Horns Arbeiten schwirren, und Auszügen