Man liest und man fragt sich: wie macht er das? Es sind diese einfachen Sätze, diese Schlichtheit des Gesagten, die einen aufhorchen lassen. Im Lärm dieser Welt ist auch dieses Buch von Jörg Steiner ein stilles. Diese Sprache: bescheiden, unaufdringlich und so gar nicht selbstherrlich. Man erinnert sich an Raymond Carvers Kurzgeschichten. Oder an Jean-Philippe Toussaints «Monsieur». Der junge Schweizer Autor Peter Weber sagt über Jörg Steiner: «Er schreibt Sätze, die vieles hinter sich wissen.» Es ist das Gegenteil von Geschwätzigkeit, das Gegenteil von Javier Marías’ «Mein Herz so weiss». Bei der Lektüre dieses Werkes des Spaniers, der eigentlich auch ganz wunderbar schreiben kann, droht dem Leser nach mehrseitigen, geschachtelten Sätzen die Hyperventilation. «Ein Kirschbaum am Pazifischen Ozean» dagegen ist ein Buch, das atmet. Regelmässig und ruhig.
Steiner schreibt über seinen Aufenthalt Mitte der neunziger Jahre als Writer-in-Residence an der University of Southern California in Los Angeles. Über seine Begegnungen mit den Menschen, über seine Eindrücke, seine Einsichten und die kulturelle Andersartigkeit. Er braucht dafür «nur» 85 Seiten. Doch in unserem Kopf hat sich die Geschichte beim Lesen längst weiter entwickelt, haben sich seine Worte mit unseren Gedanken verflochten. Das Buch beginnt zu wachsen – Wort für Wort, Zeile für Zeile, Seite für Seite. Am Ende fühlt man sich reicher. Und fragt sich wieder: wie macht er das?
Er schreibt: «Wir verstehen nicht, was mit uns geschieht». So ist es. Und so wandern wir auf den Seiten des Buches durch Bekanntschaften, wie jene mit Willi Prager, dem Eismacher. Durch Landschaften wie jene, in denen die Tree People für eine bessere Welt kämpfen oder durchs öde urbane Ghetto, in dem als Kontrast zur Hoffnungslosigkeit dieser blühende Kirschbaum steht.
Die Geschichte ist aber auch die eines aufrechten Europäers, der sich diesem Amerika kritisch nähert und doch immer wieder