«Campell’s Tomato Soup», 1929
Seite 3359 aus dem Trauer-Marsch,
Bleistift, Collage/Zeitungspapier, 70 x 50 cm
© Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum  Bern


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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Adolf Wölfli
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kunst
Adolf Wölfli

Die erste grosse Retrospektive von Adolf Wölflis Werk wurde 1976 im Kunstmuseum Bern organisiert und anschliessend in zwölf Museen in Europa und in den USA gezeigt. Der Klassiker der Art Brut ist seither immer wieder an Ausstellungen weltweit von verschiedenen Seiten her beleuchtet worden. So behandelten Werkschauen mal den musikalischen Aspekt in Wölflis Werk, andere legten den Akzent auf die frühen Zeichnungen 1904 bis 1907, wieder andere versuchten chronologisch oder anhand einzelner Zyklen das dichte Werk zu erfassen. Ein Ereignis, das zum weltweiten Renommee Wölflis beitrug, soll hier nicht unerwähnt bleiben: Unter der Führung des Psychiaters Theodor Spoerri und unter der künstlerischen Leitung von Harald Szeeman wird Wölflis Werk mit 4 Schränken und einer grossen Auswahl an Zeichnungen 1972 an der documenta 5 in Kassel ausgestellt.
Die aktuelle, von Daniel Baumann umsichtig gestaltete Retrospektive im Kunstmuseum Bern führt chronologisch durch Wölflis Werk und Welt. Der Rundgang beginnt mit einer Gruppe von grossformatigen Bleistiftzeichnungen, die in den Jahren 1904 bis 1907 auf unbedrucktem Zeitungspapier entstanden sind und erstes, erhaltenes Zeugnis von Wölflis Kunst darstellen. Dass man die lichtempfindlichen Werke, die alle aus der Adolf-Wölfli-Stiftung in Bern stammen, überhaupt in Ausstellungen sehen kann, ist eine Ausnahmeerscheinung. Ebenso einzigartig ist die Farbstiftzeichnung «Felsenau, Bern» (1907, Adolf-Wölfli-Stiftung), das die Schreiberin zum letzten Mal vor fünf Jahren im American Folk Art Museum in New York ausgestellt sah. Rund ein Fünftel der